Eine nackte Frau an einem Heizkörper. Ein Peiniger scheint sich ihr zu nähern. Ihr Blick geht ängstlich nach oben.
Mit diesem Plakat will der Landesverband Sachsen der Alternative für Deutschland Wähler dazu bewegen, bei der Landtagswahl im Freistaat am 1. September ihre Kreuze bei der AfD zu machen. "Pfefferspray hilft nicht immer", heißt es dazu auf dem Motiv. "Gute Politik schon. Darum jetzt AfD."
AfD-Plakat sorgt für Kritik
Der Pressesprecher der sächsischen AfD, Andreas Harlaß, veröffentlichte das Bild am Wochenende auf seiner Facebook-Seite. Im Gespräch mit dem stern bestätigte der 57-Jährige, dass es geplant sei, dieses Motiv im Wahlkampf zu verwenden. Ein Team aus Parteimitgliedern und PR-Fachleuten habe dieses Plakat neben fünf anderen Motiven entwickelt.
"Die Kreisverbände und Spitzenkandidaten können aus diesem Katalog auswählen, ob und welche Plakate sie für den Wahlkampf nutzen wollen", so Harlaß. "Sie sind darin völlig autonom. Die Motive sind lediglich ein Angebot."

Wie das Plakat von den Politikern angenommen wird, ist offen. Harlaß fragte bei Facebook nach Meinungen zu der Kampagne. Es gab Zustimmung, überwiegend jedoch eine ablehnende Haltung. "Geht gar nicht", "Geschmacklos", "Wirkt unseriös" – Kritik kommt auch von Nutzern, die sich selbst als der AfD nahestehend bezeichnen. AfD-Landtagskandidat Norbert Mayer (62) aus Freital findet den Slogan laut "Bild"-Zeitung "völlig daneben".
"Dass das Motiv polarisiert, ist klar"
Harlaß verteidigte den Entwurf im Gespräch mit dem stern: "Dass das Motiv polarisiert, ist klar. Werbung hat nie die Hauptfunktion, allen zu gefallen." Inhaltlich will er das Plakat als Signal gegen jede Form von Gewalt gegen Frauen verstanden wissen. "Dabei geht es unter anderem um häusliche und importierte Gewalt." Dieser sei etwa durch die Einführung von Grenzkontrollen, aber auch härtere Sanktionen gegen Gewalttäter zu begegnen. "Das wollen wir als AfD erreichen."
Tatsächlich ist die Gewaltkriminalität* in Sachsen laut Polizeilicher Kriminalitätsstatistik nach einem Anstieg von 2013 bis 2016 zuletzt wieder rückläufig:

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- 2018: 7773 Fälle registriert
- 2017: 7874 Fälle registriert
- 2016: 8252 Fälle registriert
- 2015: 7058 Fälle registriert
- 2014: 6889 Fälle registriert
- 2013: 6395 Fälle registriert
35,3 Prozent der ermittelten Tatverdächtigen hatten der Polizei zufolge nicht die deutsche Staatsbürgerschaft, die Aufklärungsquote lag bei 77 Prozent.
Bei der Landtagswahl in Sachsen hat die AfD die Möglichkeit, stärkste Kraft zu werden. Laut der jüngsten Umfrage des Mitteldeutschen Rundfunks liefert sich die Partei ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der CDU. Beide Parteien würden demnach zurzeit auf 26 Prozent der Stimmen kommen.

* Gewaltkriminalität umfasst in der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik die Delikte Mord, Totschlag, Tötung auf Verlangen, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Raub, räuberische Erpressung, räuberischer Angriff auf Kraftfahrer, Körperverletzung mit Todesfolge, gefährliche und schwere Körperverletzung, Verstümmelung weiblicher Genitalien, erpresserischer Menschenraub, Geiselnahme und Angriff auf den Luft- oder Seeverkehr.
Quellen: Facebook-Seite von Andreas Harlaß, AfD Sachsen, Polizei Sachsen, Mitteldeutscher Rundfunk, "Bild"-Zeitung