Wahlkampf in Bayern "Hampel-Ampel": Söder und Merz teilen beim Gillamoos gegen die Bundesregierung aus

Friedrich Merz und Markus Söder recken beim Gillamoos gemeinsam die Arme in die Höhe
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder und Friedrich Merz, Bundesvorsitzender der CDU, halten zusammen beim Gillamoos, ein politischer Frühschoppen in Bayern
© Sven Hoppe / DPA
Festzelt, Bier, und heftige Attacken: Beim Volksfest im niederbayerischen Gillamoos schweigen Söder und Aiwanger zur Flugblattaffäre. Zur Ampel-Politik in Berlin haben sie dagegen allerhand zu sagen – denn in Bayern läuft der Wahlkampf.

Verbale Angriffe auf politische Gegner und weitere Debatten über die Flugblatt-Affäre: Einen Tag nach der Entscheidung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), seinen Vize und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) trotz Flugblatt-Affäre im Amt zu belassen, hagelte es beim politischen Frühschoppen auf dem Volksfest Gillamoos in Niederbayern Vorwürfe.

Bei einem gemeinsamen Bierzelt-Auftritt mit CDU-Chef Friedrich Merz schwieg Söder in seiner Rede zur Causa Aiwanger. Merz lobte ihn derweil für die Aufarbeitung der Affäre. Söder habe in den vergangenen Tagen eine verdammt schwierige Aufgabe gehabt, und die habe er bravourös gelöst, sagte Merz beim mit dem bayerischen Ministerpräsidenten in Abensberg: "Sehr gut, genauso war's richtig, das so zu machen."

Vor den anstehenden Landtagswahlen am 8. Oktober ging auch Aiwanger nicht auf das Thema ein. Bei seiner umjubelten Rede am Montag attackierte vor allem die Ampel-Parteien in Berlin und warnte vor einer politischen Spaltung Deutschlands.

Aiwanger warnt beim Gillamoos vor der Ampel-Koalition

"Dieses Land wird derzeit politisch tief gespalten bis hin zu einer Situation der Regierungsunfähigkeit", sagte Aiwanger. Als Beispiel nannte er Umfragen in ostdeutschen Bundesländern, in denen "Randparteien" mehr als 50 Prozent der Stimmen auf sich vereinten. "Dann ist die Demokratie in höchster Gefahr", sagte Aiwanger. Seine Partei wolle deshalb "ein Angebot der vernünftigen Politik" an Wähler der Mitte machen.

Auch Merz und Söder attackierten in ihren Reden die Ampel-Regierung zur Halbzeit der Legislaturperiode mit scharfen Worten. "Wir sind fest entschlossen, es spätestens in zwei Jahren besser zu machen als diese Regierung", sagte Merz. Deutschland habe eine bessere Regierung verdient. "Fachkräftemangel haben wir in erster Linie in der Bundesregierung – und nicht bei den Ingenieuren in Deutschland." Merz warf SPD, Grünen und FDP unter anderem schwere Fehler in der Energie- und in der Migrationspolitik vor. Die Abschaltung dreier funktionierender Atomkraftwerke kritisierte er als "Dämlichkeit" und "Schwachsinn".

Söder sagte: "Die Hampel-Ampel ist die schlechteste Regierung, die Deutschland je hatte." Es gebe "Woche für Woche Hin und Her", sagte er. Nach der Bundestagswahl 2025 werde die Union die Ampel ablösen, sagte Söder optimistisch voraus. "Die Ampel wird das Jahr 2025 nicht mehr erfolgreich als Regierung bestreiten. Die lösen wir gemeinsam ab."

SPD und Grüne kritisieren Söder für Umgang mit Flugblatt-Affäre

Die Flugblatt-Affäre spielte vor allem bei SPD und Grüne eine Rolle. Aiwanger verhalte sich unanständig, kritisierte SPD-Bundeschef Lars Klingbeil. Es würde der politische Diskurs verschoben, "da verschwindet Anstand aus der Politik", sagte er. Söder warf er Egoismus vor: "Der guckt nur auf sich selbst, aber nicht auf dieses Bundesland", sagte Klingbeil.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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"Allein der Anschein von Antisemitismus in der Staatsregierung schadet dem Antrieb unseres Handelns", sagte der Spitzenkandidat der bayerischen Grünen, Ludwig Hartmann: "Der Populismus ist der Feind unserer Demokratie."

Aiwanger überließ das Thema Flugblatt-Affäre anderen Vertretern seiner Partei. Der parlamentarische Geschäftsführer, Fabian Mehring, bezeichnete die Vorwürfe als Kampagne "mit dem Ziel, der Ampel den Weg zu bahnen". Die Opposition habe den Vize-Ministerpräsidenten "aus wahltaktischen Gründen in den Dreck ziehen wollen".

Der Gillamoos ist ein Jahrmarkt mit Volksfestbetrieb, der immer Anfang September stattfindet. Die Veranstaltung im Landkreis Kelheim hat eine mehr als 700-jährige Tradition und ist gerade für die politischen Reden am letzten Festtag überregional bekannt.

DPA
mkb