Fahrzeuge der Premiumklasse sind als Neuwagen für viele unbezahlbar. Aber auch Kunden, die die Mittel haben, verschlägt der Wertverlust der Autos den Atem. 50 Prozent des Neupreises kann man locker in drei Jahren vernichten. Umgekehrt sind Gebrauchte in diesem Alter relativ günstig zu bekommen. Wer 25.000 Euro anlegen möchte, kann entweder mit einem neuen knapp kalkulierten Golfkombi glücklich werden oder aber zu einem gebrauchten BMW 5er Touring greifen. Angetrieben wird das breite Angebot von den Leasingkunden im Flottengeschäft. Die Flotten behalten die Fahrzeuge drei oder vier Jahre, danach gehen sie in den Export oder suchen in Deutschland private Käufer.
Mit drei Jahren auf dem Buckel sind die Platzhirsche der Mittelklasse noch für einige Jahre gut. Die Fahrzeuge der Außendienstmitarbeiter werden meist auf der Langstrecke bewegt, und es wird sehr schonend mit ihnen umgegangen. Wer sich im Betrieb auf eine E-Klasse von Mercedes vorgearbeitet hat, für den liegt die Sturm-und-Drang-Zeit am Steuer weit zurück. Einen Sechszylinder kosten 70.000 Kilometer auf der Autobahn nur ein müdes Lächeln. Sein Verschleiß ist nicht mit dem eines Familientransporters zu vergleichen, der die gleiche Strecke hinter sich hat. Der Wertverlust ist groß, weil der Kreis der Privatkunden für derartige Fahrzeuge relativ klein ist. Je üppiger das Fahrzeug motorisiert ist, umso mehr fallen die Preise. Ein besonderer hoher Preisdruck herrscht bei Gebrauchten aus der Oberklasse. Die unglaublichsten Angebote gibt es für den erstklassigen, aber ungeliebten Phaeton von VW.
Uniforme Fahrzeuge
Der relativ geringe Kaufpreis spricht für diese Wagen, leider gibt es aber auch gravierende Nachteile. Zunächst ist die Auswahl an Fahrzeugen sehr begrenzt. Leasingrückläufer gibt es zwar jede Menge, aber in der Masse sind sie sich ähnlich. Diese Wagen sind wie ein Businessanzug – geschäftsmäßig. Irgendwelche Exaltiertheiten kann man lange suchen. Klein- und Kleinstwagen gibt es nicht. Das Feld beginnt mit Wagen wie Audis A3 Sportback, 3er BMW und Mercedes C-Klasse. Nach oben geht es über die gehobene Mittelklasse bis in die Oberklasse. An Formen gibt es die klassische Limousine und den Kombi. In deutlich geringeren Stückzahlen finden sich passenden SUVs, vereinzelt Minivans. Die Lieblingsfarben sind erschreckend "farblos": Töne wie Hellmetallic und Schwarzmettallic dominieren, dazu kommt noch Grau. Als einzige echte Farbe gibt es (Dunkel-) Blau. Die Ausstattungen sind ebenso zurückhaltend und geschäftsmäßig gehalten. Wer einen individuellen Wagen sucht, wird hier nicht fündig. Wer aber eine klassische Limousine mit guter Ausstattung in der Mittelklasse bis oder ein Modell mit Vollausstattung in der gehobenen Mittelklasse sucht, stößt auf ein großes Angebot.
Gleichförmig sieht es auch bei den Motorisierungen aus. Die Wagen werden meist mit bewährten Kilometerfressern geliefert. Das Angebot wird daher von Vier- und Sechszylinderdieseln dominiert. Selbstverständlich gibt es auch andere Leasingrückläufer, sie stammen von Privatkunden oder von Selbstständigen, die sich ihren Traumwagen gegönnt haben. In der Menge kommen diese Fahrzeuge aber nicht an die Massen der Flottenfahrzeuge heran. Der Wertverlust kann bei den Individualisten noch größer sein. Gleiches gilt für Importmarken. Ihr Anteil am gehobenen Flottengeschäft ist gering, dafür ist die Not der Händler, die hochklassigen Rückläufer zu verkaufen, besonders groß.
Der Stand von gestern
Ein drei bis vier Jahre alter Wagen repräsentiert immer den technischen Stand seiner Bauzeit. Das Niveau in der Premiumliga war damals hoch, aber heute ist es eben noch höher. Von der Entwicklung der letzten Jahre profitiert man bei einem Kauf nicht. Tatsächlich verbessert sich die Ausstattung der Autos von Generation zu Generation, beispielsweise bei der Ausrüstung mit Sicherheitsfeatures. Auch beim Verbrauch bekommt man nicht den neuesten Stand der Technik. Schon bei der Elektronik ist der Unterschied merklich. Wer jetzt einen Leasingrückläufer kauft, kann froh sein, wenn die Navigation ein Farbdisplay besitzt, auf iPod-Unterstützung und eingebaute Festplatte muss er vermutlich verzichten. Wenn man dann sieht, welcher Multimedia-Spielkram in jedem neuen Kia oder in einem Opel-Meriva eingebaut werden kann, spürt man nichts mehr vom Premiumanspruch.
Hohe Laufleistung
Leasingrückläufer weisen meist sehr hohe Kilometerstände auf. In drei Jahren haben die meisten Mittelklassefahrzeuge 100.000 bis 140.000 Kilometer abgespult. Die wurden dann allerdings im schonenden Langstreckenbetrieb mit voller Wartung gefahren. Lückenhafte Servicehefte oder frisierte Tachostände gibt es in diesem Geschäft nicht. Laufleistungen unter 70.000 Kilometern finden sich unter den typischen Arbeitspferden seltener. In der absoluten Oberklasse wird allerdings weniger gefahren. Ein Käufer muss sich also fragen, was er mit dem Wagen will, und wie lange er ihn nutzen will. Wer selbst 30.000 Kilometer im Jahr fährt, bringt einen Wagen, den er mit 140.000 Kilometern kauft, schnell eine Zone, in der auch der beste Wagen deutlich altert. Der Pensionär, der im repräsentativen Fahrzeug gemütliche 8000 Kilometer im Jahr absolvieren will, kann dagegen lange Freude an seinem Gebrauchten haben.
Monatlicher Unterhalt
Bei einem sehr teuren Wagen geht der Löwenanteil der Fahrzeugkosten auf den sogenannten Wertverlust. Bei einem drei bis vier Jahren altes Premiumfahrzeug sind die Zeiten des stärksten Wertverfalls vorbei. Kosten für Wartung, Reparatur und Versicherungen bleiben aber auf dem stattlichen Premium-Niveau. Einfach gesagt: Wer sich auch eine neue Mercedes E-Klasse leisten könnte, spart mit dem Rückläufer eine Menge Geld. Wer aber sein Budget von 25.000 Euro nicht in einen Golfkombi, sondern in einen gebrauchten 5er Touring mit Sechszylinder steckt, muss jeden Monat mit wesentlich höheren Kosten rechnen. Einen schockierenden Einblick in den Unterschied der Preisklassen bekommt man schon beim Preisvergleich für einen Satz Reifen oder eine Auspuffanlage.
Elegantes Downsizing
Wer selbstkritisch ist, muss zugeben, dass hinter der ganzen Idee, einen Ia-Leasingrückläufer zu kaufen, vor allem die Sehnsucht nach der Premiumklasse steckt. Sparen kommt an zweiter Stelle. Günstige Leasingrückläufer könnte man schließlich auch von Opel, Ford und VW bekommen, deren Gebrauchtwagenpreise liegen weit unter denen der Edelmarken.
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