Nach Angaben des US-Nachrichtensenders CNN werden die Gespräche über den Atomstreit mit dem Iran in Moskau in einem erweiterten Rahmen fortgesetzt. Wie der Sprecher des US-Außenministeriums Sean McCormack laut CNN sagte, sollen daran neben den USA, Russland, China, Großbritannien, Frankreich und Deutschland auch Kanada und Italien teilnehmen. Ziel sei es, diplomatische Möglichkeiten auszuloten, wie der Druck auf die iranische Regierung erhöht werden kann, so McCormack.
Am Dienstag waren die Beratungen der fünf Vetomächte im UN-Sicherheitsrat zusammen mit Deutschland in Moskau nach US-Angaben vorerst gescheitert. Die stellvertretenden Außenminister der sechs Staaten konnten sich bei ihrem dreistündigen Gespräch laut dem US-Sender CBS nicht über mögliche Sanktionen oder andere Maßnahmen einigen.
Zwar seien sich alle einig gewesen, "dass der Iran eine scharfe Botschaft von der internationalen Gemeinschaft erhalten sollte", sagte der US-Verhandlungsführer, US-Vize-Außenminister Nicholas Burns, in einem Interview des Fernsehsenders. Aber um zu konkreten Schritten der Staatengemeinschaft zu kommen, seien weitere Gespräche notwendig.
USA sinnieren über militärische Aktionen
Burns sprach in dem CBS-Interview auch über die Möglichkeiten von militärischen Aktionen. "Ich denke, dass Präsident Bush und Außenministerin Rice wissen, dass wir die Vorstellung oder die Realität eines Irans mit nuklearen Waffen einfach nicht tolerieren können. Nicht mit dieser radikalen Regierung, die heute den Iran führt."
US-Präsident George W. Bush betonte unterdessen erneut seinen Willen zu einer diplomatischen Lösung im Atomstreit. Auf eine Frage nach der militärischen Option oder gar einem nuklearen Schlag sagte er in Washington: "Alle Optionen liegen auf dem Tisch. Wir wollen diese Angelegenheit diplomatisch lösen, und wir arbeiten hart daran".
Der beste Weg seien dazu die vereinten Anstrengungen aller Länder, "die die Gefahr eines Iran im Besitz nuklearer Waffen anerkennen. Deshalb arbeiten wir sehr eng mit Ländern wie Frankreich und Deutschland und Großbritannien zusammen." Das Thema Iran werde er auch bei dem Treffen mit Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao am Donnerstag in Washington besprechen.
"Den Feinden die Hände abschlagen"
Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad warnte den Westen im Konflikt um das Atomprogramm mit scharfen Worten vor einem Krieg gegen sein Land. Sollte der Iran herausgefordert werden, werde man "den Feinden die Hände abschlagen und sie dazu bringen, dass sie ihre Aggression bereuen", so Ahmadinedschad zum "Tag der Armee".
Gleichzeitig mit Ahmadinedschads Warnung bekräftigte die iranische Führung ihre grundsätzliche Bereitschaft zu Verhandlungen mit den USA, nachdem zuvor die US-Regierung stärkeren Druck gegen Teheran angedroht hatte. Diese Äußerungen aus Washington ließen den US-Ölpreis im Londoner Vormittagshandel auf den Rekordstand von 70,88 Dollar pro Barrel (je 159 Liter) der Sorte WTI zur Auslieferung im Mai steigen. Auch das Rohöl der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) brach alte Höchstmarken.
Russland und China lehnen Sanktionen ab
Der russische Außenminister Sergej Lawrow forderte vor den internationalen Gesprächen in Moskau den Iran auf, wieder enger mit der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) in Wien zusammenzuarbeiten. Russland favorisiert weiterhin eine Lösung des Konflikts auf Verhandlungsbasis. Neben Russland lehnt auch China Sanktionen gegen den Iran ab.
Die Internationale Atomenergie-Organisation IAEO hat die jüngsten Erklärungen aus Teheran über die Entwicklung neuer P-2-Gaszentrifugen zur Urananreicherung mit "vorsichtiger Skepsis" aufgenommen. Ahmadinedschad habe die Äußerungen weder vor laufenden Fernsehkameras noch im Rundfunk gemacht. "Wir wissen nicht einmal, ob er die Äußerungen überhaupt gemacht hat", hieß es aus gut informierten IAEO-Kreisen.