Die Ergebnisse der Europawahl in Deutschland haben eines deutlich gemacht: Die politische Spaltung zwischen Ost und West hat sich weiter verstärkt - im Osten ist die AfD vielerorts stärkste Kraft, während sie im Westen eine kleine Partei bleibt, die nicht über zehn Prozent hinauskommt. Im Bundesdurchschnitt erhielten die Rechtspopulisten elf Prozent und gewannen im Vergleich zur Europawahl 2014 3,9 Prozent hinzu, aber insgesamt ist das Ergebnis nicht so gut wie von der AfD erhofft.
Am erfolgreichsten ist die AfD in Sachsen. Dort erzielte sie mit 25,3 Prozent ihr stärkstes Ergebnis. In Brandenburg gewann sie mit 19, 9 Prozent ebenfalls die meisten Stimmen. In Mecklenburg-Vorpommern (17,7 Prozent), Sachsen-Anhalt (20,4) und Thüringen (22,5 Prozent) wurde sie jeweils zweitstärkste Partei hinter der CDU. Hochburgen der AfD sind weiterhin Wahlkreise wie Meißen oder Bautzen, bei denen die Partei mit über 30 Prozent abgeschnitten hat, mit weitem Abstand zur CDU als zweiter Kraft.
Ganz anders die Ergebnisse im Westen. Dort lag die AfD nur in Baden-Württemberg bei zehn Prozent. Sonst kam sie auf Ergebnisse zwischen 9,9 Prozent in Hessen und 6,5 Prozent in Hamburg.
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Meuthen und Gauland loben ostdeutsche Wähler
Kein Wunder also, dass die AfD-Chefs Jörg Meuthen und Alexander Gauland die ostdeutschen Wähler lobten. Gauland sagte am Montag in Berlin: "Was man an dem Ergebnis sieht, ist leider eine Spaltung Deutschlands." Die Menschen in Dresden oder Cottbus seien "freiheitsliebend, dadurch sind wir in diesen Ländern jetzt sehr viel stärker", fügte er hinzu. Der Co-Vorsitzende und Spitzenkandidat bei der Europawahl, Jörg Meuthen, kommentierte das stärkere Abschneiden seiner Partei in den östlichen Bundesländern mit den Worten: "Die Ostdeutschen lassen sich betreutes Denken nicht gefallen."
Anders ausgedrückt: Die AfD profitiert in den ostdeutschen Bundesländern von einer stärkeren Skepsis gegenüber Europa und die Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik spielt eine viel größere Rolle als in den westdeutschen Ländern. Laut der Forschungsgruppe Wahlen glaubt eine Mehrheit aller Wähler, dass Deutschland stark von der EU (69 Prozent) profitiere, während mehr als die Hälfte der AfD-Wähler (56 Prozent) vom Gegenteil überzeugt ist. Sie ist der Auffassung, Nachteile durch die EU zu haben. Die AfD-Anhänger beklagen zu viel Einfluss der EU und fordern mehr nationale Eigenständigkeit. Sie glauben, dass "die Rechtspopulisten in Europa die Einzigen sind, die sich um die wirklichen Interessen der Bürger kümmern".
Keine Berührungsängste mit rechtsextremen Inhalten
Besorgniserregend ist ein anderer Wert. Laut der Forschungsgruppe Wahlen sind 79 Prozent aller Befragten der Ansicht, dass rechtsextremes Gedankengut in der Partei weit verbreitet ist. Das hält aber deutlich mehr Wähler im Osten nicht davon ab, bei der AfD ihr Kreuz zu machen.
Ob das aber bedeutet, dass die AfD mittlerweile eine Art Stammwählerschaft entwickelt hat und der Erfolg im Osten von Dauer sein wird, lässt sich daraus nicht schließen. Das hängt auch davon ab, ob die anderen Parteien es verstehen, einen Teil der AfD-Wähler zurückzugewinnen.
Quellen: "Welt", ZDF, Forschungsgruppe Wahlen, "FAZ", "Focus", DPA