Maite Kelly über den Erfolg der Familie "Das viele Geld war nicht gut für einige"

Maite Kelly spricht über die dunkle Seite des Erfolgs.
Maite Kelly spricht über die dunkle Seite des Erfolgs.
© ddp/STAR-MEDIA
Maite Kelly spricht über die dunkle Seite des Erfolgs: Als die Millionen kamen, packte der Größenwahn auch ihren Vater Dan Kelly.

Vom Straßenmusikanten-Dasein zum Stadion-Füller - die Kelly Family erlebte in den 1990er Jahren einen beispiellosen Aufstieg. Doch der Ruhm hatte seinen Preis. "Als die Millionen wirklich reinkamen mit dem Erfolg von 'Over the Hump' 1994, gab es eine Phase, in der das viele Geld nicht gut war für einige in meiner Familie", erzählt Schlagersängerin Maite Kelly (45) im Interview mit der "Zeit".

"Das macht was mit dem Kopf", sagt die Sängerin rückblickend über die Zeit, als sich ihr achtes Album millionenfach verkaufte. Die Kelly Family stürmte die Charts, gewann Preise und füllte ganze Stadien. Aus dem einfachen Hippieleben wurde ein gewaltiges Business. "Und irgendwann wurde dieses Business ungesund für die Familie", gibt Maite zu.

Besonders schwer traf es offenbar Patriarch Dan Kelly. "In dieser Zeit habe ich auch meinen Vater nicht wiedererkannt", erinnert sich Maite. Er sei komplett überfordert gewesen. Dan wollte die Unabhängigkeit der Familie erhalten, musste sich aber gleichzeitig mit "gewaltigen kommerziellen Versuchungen" auseinandersetzen. "Er geriet an die falschen Leute, falsche Berater, es gab viel Streit in der Familie", berichtet die Musikerin. "Der Größenwahn hat manche Menschen in meiner Familie mitgerissen. Auch mein Vater war davon nicht frei. Ja, der Größenwahn hat auch ihn gepackt."

Leben in der gefährlichen Blase

Maite Kelly beschreibt auch, wie die Isolation des Erfolgs zur Falle wurde. "Die Blase, in der du lebst, wenn du kommerziellen Erfolg hast, ist gefährlich: Du lebst nur in Hotels, du bist ständig auf Reisen, es ist ein Leben out of reality." Diese Parallelwelt berge die Gefahr, dass man sich in einer Art eigenem Reich einrichte, "nur umringt von Menschen, die von dir bezahlt werden oder von dir profitieren".

Die Konsequenzen: "Man verliert den inneren Kompass, die innere Erdung. Irgendwann ist dann auch der Humor weg." Als Beispiel nennt sie: "Du mietest dir einen Jet und kannst keine Witze mehr drüber machen, weil du gar nicht mehr kapierst, wie völlig skurril das gerade ist."

Dan Kelly: Beschützer mit eisernem Willen

Dabei hatte alles so unschuldig begonnen. Jahrelang führte die Familie ein genügsames Leben als Straßenmusikanten in den USA und Europa, mit kaum Geld, aber viel Freiheit. Dan Kelly schützte seine Kinder dabei auf besondere Weise. "Choreografen oder Fotografen durften uns nie sagen, wie wir zu posieren haben", erinnert sich Maite. "Er wollte, dass wir uns so ausdrücken und bewegen, wie wir wollen." Für die jüngste Tochter war die Bühne ein Spielplatz. "Als Kind hatte ich nie Lampenfieber, weil ich Teil einer so großen Gruppe war", erzählt sie. Der Fokus habe nie auf ihr allein gelegen. "Das war ein Spiel für mich: Tanzen, Singen, Schakalaka!"

Doch Dan Kelly hatte bereits vor dem großen Erfolg einen schweren Kampf durchgestanden. Nach dem Tod seiner Frau Barbara-Ann, Maite war damals zwei Jahre alt, war er eine zeitlang dem Alkohol verfallen. Schließlich suchte er Hilfe bei den Anonymen Alkoholikern. Die Sängerin erinnert sich: "Mein Vater hatte von einem Tag auf den anderen aufgehört zu trinken. Während des Entzugs lief er stundenlang draußen herum." 40 Tage lang kämpfte er sich durch den Entzug. "Er ging buchstäblich Schritt für Schritt heraus aus dieser Tragödie, aus diesem großen Schmerz seines Lebens", so Maite Kelly.

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