Atomprogramm des Iran Ban Ki Moon fordert Stopp der Urananreicherung

Die Enthüllung einer neuen Atomanlage im Iran empört die Weltgemeinschaft. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon ist "sehr besorgt", US-Präsident Barack Obama beschuldigt die iranische Führung der Verschleierung. Der Iran erklärte sich bereit für die Inspektion der Anlage.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat vom Iran einen Stopp der Urananreicherung und eine Rückkehr an den Verhandlungstisch gefordert. Teheran müsse sich den Resolutionen des UN-Sicherheitsrats beugen, sagte Ban bei einem Gespräch mit dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad am Rande der UN-Vollversammlung in New York. Er sei angesichts der jüngsten Enthüllung des Baus einer weiteren Anlage zur Urananreicherung "sehr besorgt", sagte Ban. Der Iran müsse die internationale Gemeinschaft nun überzeugen, dass sein Atomprogramm friedlicher Natur sei. "Die Beweislast liegt beim Iran", sagte Ban.

US-Präsident Barack Obama hat der Führung Irans unterdessen eine systematische Verschleierung ihres Atomprogramms vorgeworfen. Die Entdeckung einer bislang geheimen Atomfabrik zeige ein besorgniserregendes Muster von Ausflüchten, sagte Obama in seiner wöchentlichen Rundfunkansprache.

Mit Blick auf die Zuspitzung im Atomstreit mit dem Iran schloss Obama einen Militäreinsatz nicht aus. Er bevorzuge aber nach wie vor eine diplomatische Lösung, sagte der US-Präsident zuvor nach Abschluss des G-20-Gipfels in Pittsburgh. Er warnte die iranische Führung vor einem Konfrontationskurs. Die Staatengemeinschaft sei im Streit um das iranische Atomprogramm nie so geschlossen gewesen wie jetzt.

Der Iran hat die Existenz der Anreicherungsanlage nahe der Stadt Qom erst zu Beginn dieser Woche der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) mitgeteilt. Nach Einschätzung der USA wollte das Land damit dem Westen zuvorkommen, der von der Anlage erfahren hatte. Obama sprach von einer ernsten Herausforderung für das internationale System der Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen. Die für den 1. Oktober geplanten Verhandlungen mit dem Iran erhielten dadurch eine besondere Dringlichkeit. An den Verhandlungen sollen neben dem Iran die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates - USA, Frankreich, Großbritannien, Russland und China - sowie Deutschland teilnehmen.

Die IAEA soll die Anlage inspizieren

Unterdessen hat der Iran nach eigenen Angaben bereits Absprachen mit der IAEA zur Inspektion seiner zweiten Urananreicherungs-Anlage getroffen. Es werde eine "Inspektion der neuen Fabrik in angemessener Zeit geben", sagte der Leiter der iranischen Atomenergiebehörde, Ali Akbar Salehi, im staatlichen Fernsehen. Ein genaues Datum nannte er nicht. Die neue Atomfabrik wird einem Agenturbericht zufolge in Kürze ihren Betrieb aufnehmen.

Außerdem wurde bekannt, dass der Iran Venezuela bei der Suche nach Uranvorkommen hilft. Der venezolanische Bergbauminister Rodolfo Sanz teilte mit, die iranische Unterstützung bestehe aus geo-physikalischen Beobachtungsflügen und geo-chemischen Analysen von Stichproben. Die ersten Überprüfungen deuteten auf Uranvorkommen im Westen Venezuelas und im südöstlichen Staat Bolivar hin.

Die USA, Frankreich und Großbritannien verurteilten beim G20-Gipfel in Pittsburgh gemeinsam das geheime Projekt der Anreicherungsanlage als Missachtung internationaler Auflagen. Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte schnellstmögliche Aufklärung.

AP · DPA · Reuters
Reuters/DPA/AP