Leichte Entspannung im Gaza-Krieg: Die israelische Armee hat ihre Truppen aus weiten Teilen des Gazastreifens abgezogen. Die Verbände sollten aber nicht ganz abrücken, sondern eine schmale "Sicherheitszone" im Grenzgebiet schaffen, berichten israelische Medien.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Samstagabend angekündigt, die Armee werde sich nach der Zerstörung der Tunnel im Grenzgebiet neu positionieren. Namentlich nicht genannte Militärs betonten jedoch, die vor fast vier Wochen begonnene Offensive in dem Küstenstreifen am Mittelmeer sei damit noch nicht beendet. Lesen Sie die Ereignisse des Tages in der stern-Rückschau nach.
+++ 17.57 Uhr: Entführt geglaubter israelischer Soldat wird beigesetzt +++
Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wird der israelische Soldat Hadar Goldin beigesetzt. Der 23-jährige Leutnant wurde am Freitag zunächst als entführt gemeldet. Gestern Nacht erklärte das Militär ihn für tot. Die genauen Umstände seines Todes sind unklar. Nach israelischen Angaben wurde er beim Kampf im Gaza-Streifen von einem Hamas-Kommando getötet. An dem Begräbnis in Kfar Saba bei Tel Aviv, das im israelischen Fernsehen übertragen wird, nehmen tausende Menschen teil. Unter den Trauergästen ist auch der israelische Verteidigungsminister Mosche Jaalon. Goldin war sein Großneffe.
+++ 14.10 Uhr: Israel zieht die meisten Bodentruppen ab +++
Israels Armee hat nach Medienberichten bereits die meisten Bodentruppen wieder aus dem Gazastreifen abgezogen. Die verbleibenden Truppen sollten noch einen Tunnel zerstören, berichtet die israelische Zeitung "Haaretz". Damit zeichnete sich fast vier Wochen nach Beginn des Gaza-Kriegs ein mögliches Ende der Bodenoffensive in dem Palästinensergebiet ab.
Israelische Truppen sollten allerdings in einer schmalen "Sicherheitszone" im Grenzgebiet einsatzbereit bleiben. "Wir bewegen Truppen, um weitere Einsätze zu ermöglichen, bis die Ziele der Offensive erreicht sind", sagt eine Armeesprecherin in Tel Aviv.
+++ 13.12 Uhr: Israels Chefunterhändlerin für Sturz von Hamas +++
Die israelische Chefunterhändlerin in den Friedensgesprächen mit den Palästinensern, Zipi Livni, spricht sich für einen Sturz der Hamas im Gazastreifen aus. Die Justizministerin sagt der israelischen Nachrichtenseite "ynet", sie sei dagegen, eine geschwächte Hamas an der Macht zu belassen, wenn man sie stattdessen entmachten könne. "Wir haben eine Gelegenheit für einen politischen Wandel", sagt Livni.
Sie spricht in dem Zusammenhang von möglichen internationalen Vereinbarungen über eine Entmilitarisierung des Gazastreifens und eine Übergabe der Macht an den gemäßigten Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas. Bislang hatten sich vor allem rechtsorientierte israelische Minister für einen Sturz der Hamas stark gemacht.
+++ 12.39 Uhr: Briten finden Lage im Gazastreifen "untragbar" +++
Die britische Regierung bezeichnet die Lage der Zivilbevölkerung im Gazastreifen als "untragbar" und fordert ein Ende des "Tötens". Außenminister Philip Hammond sagt dem "Sunday Telegraph", er erhalte tausende Emails von Bürgern, die ihr Entsetzen über die Folgen der israelischen Angriffe auf Zivilisten ausdrücken. "Die britische Öffentlichkeit ist der Ansicht, dass die Lage der Zivilbevölkerung in Gaza schlicht untragbar ist ... und wir stimmen ihr zu", sagt Hammond. "Wir müssen erreichen, dass das Töten aufhört." Die Labour-Opposition hatte die konservativ-geführte Regierung von David Cameron wiederholt zu einer deutlichen Verurteilung der israelischen Vorgehens im Gazastreifen aufgerufen.
+++ 11.53 Uhr: Soldat Goldin wird am Nachmittag beerdigt +++
Der israelische Soldat Hadar Goldin soll am Nachmittag auf dem Militärfriedhof in Kfar Saba bei Tel Aviv beigesetzt werden. Die genauen Umstände seines Todes sind weiter ungeklärt. Der israelische Verteidigungsminister Mosche Jaalon bestätigt, Goldin sei ein Verwandter von ihm.
+++ 10.54 Uhr: Iran wirft Israel Verbrechen vor +++
Der Iran beschuldigt seinen Erzfeind Israel schwerer Verbrechen im Gazastreifen. "Was wir in Gaza erleben, ist ein Völkermord. Und systematische Kindermorde sind Teil der israelischen Politik geworden", sagt Außenminister Mohammed Dschawad Sarif nach Angaben der Nachrichtenagentur IRNA.
Den internationalen Organisationen wirft er diesbezüglich eine "Geschichte des Schweigens" vor. Sarif fordert die islamische Welt auf, "direkt gegen die israelischen Verbrechen vorzugehen".
+++ 10.36 Uhr: Sieben Tote bei Angriff auf UN-Schule +++
Bei einem erneuten Angriff auf eine UN-Schule im Gazastreifen sterben nach Angaben palästinensischer Rettungskräfte mindestens sieben Menschen. Bei dem Angriff auf das Schulgebäude in der Grenzstadt Rafah, in dem palästinensische Flüchtlinge Schutz gesucht hätten, werden zudem 30 Menschen verletzt. Das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) erklärt, ersten Berichten zufolge seien Geschosse nahe einer Schule mit 3000 Schutzsuchenden eingeschlagen.
+++ 10.02 Uhr: Armee bestätigt Teilrückzug von Bodentruppen
Israel beginnt mit dem Rückzug von Bodentruppen aus dem Gazastreifen. Zudem würden andere Truppenteile innerhalb des palästinensischen Küstengebiets verlegt, sagt Armeesprecher Peter Lerner und bestätigte damit erstmals offiziell die Einleitung eines teilweisen Abzugs der Bodentruppen. "Wir ziehen Truppenteile zurück, andere verändern ihre Position innerhalb des Gebiets, diese Operationen dauern derzeit an", erläutert Oberstleutnant Lerner.
+++ 9.04 Uhr: Luftwaffe setzt Angriffe fort +++
Die israelische Luftwaffe setzt ihre Angriffe fort. 15 Menschen werden bei Luftschlägen in verschiedenen Orten des Gazastreifens getötet und mehr als 20 weitere verletzt, teilt ein Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums mit. Militante Palästinenser feuern weiter Raketen auf israelische Ortschaften.
+++ 7.11 Uhr: Neun Tote bei Beschuss von Rafah +++
Die israelische Armee setzt auch am Sonntag den Beschuss der Palästinenserstadt Rafah im südlichen Gazastreifen fort. Bei den Angriffen seien neun Mitglieder einer Familie getötet worden, teilt ein Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums mit. "Wir setzen die Aktivitäten in Rafah fort", sagte eine Armeesprecherin in Tel Aviv.
+++ 5.45 Uhr: Steinmeier fordert langfristige Lösung +++
Außenminister Frank-Walter Steinmeier fordert eine umfassende Lösung für den Gazastreifen. "Der Status Quo, das zeigen die immer wiederkehrenden militärischen Auseinandersetzungen der letzten Jahre, ist nicht haltbar", schreibt der SPD-Politiker in einem Beitrag für die "Welt am Sonntag". "Da leben fast zwei Millionen Menschen auf engstem Raum, von der Außenwelt abgeschnitten, über die Hälfte von ihnen sind Kinder und Jugendliche. Und kontrolliert wird diese Millionenstadt von einer Gruppe, die das Existenzrecht Israels ablehnt und ihre Waffen in Wohnblöcken und Schulen lagert."
+++ 2.44 Uhr: Vermisster Soldat Goldin ist tot +++
Der vermisste israelische Soldat Hadar Goldin ist tot. Der Leutnant sei am 1. August beim Kampf im Gazastreifen ums Leben gekommen, teilt das israelische Militär mit. Israel hatte zunächst militante Palästinenser verdächtigt, den Soldaten verschleppt zu haben. Die radikal-islamische Hamas bestritt jedoch, Kenntnis über seinen Aufenthalt zu haben.
Der Soldat war während einer von Israel eingehaltenen Waffenruhe am Freitag verschwunden. Tel Aviv reagierte mit massiven Angriffen auf die geglaubte Verschleppung. Israel hatte mit einem großen Armee-Einsatz nach dem 23-jährigen Soldaten gesucht.