Der Streit über die Tötung von vier UN-Beobachtern wird schärfer. Schimon Stein, der isralische Botschafter in Deutschland, warf Kofi Annan im Nachrichtensender N24 eine "inakzeptable Verleumdung" vor. "In Kämpfen geschehen auch tragische Unfälle, und das zählt auch dazu. Wir bedauern das zutiefst", sagte Stein. Annan hatte erklärt, bei der Attacke der israelischen Luftwaffe auf den Beobachterposten habe es sich um einen "offensichtlich vorsätzlichen Angriff" gehandelt. Wie der US-Nachrichtensender CNN jedoch meldet, hatte der UN-Posten das israelische Militär innerhalb von sechs Stunden zehn Mal gewarnt, dass die Bomben auch ihren Bunker treffen könnten.
Israels Ministerpräsident Ehud Olmert kündigte an, den Zwischenfall untersuchen zu lassen und übermittelte Annan seine "tiefe Trauer". Die vier getöteten UN-Beobachter waren Staatsbürger Österreichs, Finnlands, Kanadas und Chinas. Sie arbeiteten für die UN-Friedenstruppe Unifil, die seit 1978 die libanesisch-israelische Grenze überwacht.
Zehn Häuser für jeden Angriff
Überschattet von diesem Streit hat in Rom eine Nahost-Konferenz begonnen, an der Außenminister aus 15 Staaten teilnehmen. Sie wollen über eine mögliche Waffenruhe, die Stationierung einer Friedenstruppe und humanitäre Hilfe für die Flüchtlinge reden. Die direkten Konfliktparteien - Israel, Hisbollah-Miliz und Hamas - sitzen allerdings nicht am Verhandlungstisch.
Währenddessen gehen die Kämpfe in den Krisengebieten im Gazastreifen und im Südlibanon weiter. Vor allem die libanesische Grenzstadt Bint Dschbeil ist hart umkämpft. Nach unbestätigten libanesischen Angaben wurden neun israelische Soldaten getötet. Die Hisbollah feuerte erneut Raketen auf den Norden Israels ab. Israel flog mindestens 47 Luftangriffe auf den Süden Libanons. Hassan Nasrallah, Führer der Hisbollah-Führer, drohte in einer Rede mit Angriffen auf israelische Ziele südlich von Haifa. Die israelische Tageszeitung "Maariv" berichtete, Generalstabschef Dan Haluz habe der israelischen Luftwaffe befohlen, nach jedem Hisbollah- Angriff auf Haifa zehn Häuser in der libanesischen Hauptstadt Beirut zu zerstören.
"Merkel trägt Mitverantwortung"
Auch das Bundeskabinett in Berlin beschäftigt sich am Mittwoch mit dem Nahost-Konflikt. Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler, informiert die Minister über die Situation, während Außenminister Frank-Walter Steinmeier an der Libanon-Konferenz in Rom teilnimmt.
Oskar Lafontaine, Chef der Linksfraktion im Bundestag, hat die Kanzlerin scharf für ihre Nahost-Politik kritisiert. "Wenn die Regierung Merkel zusammen mit den USA nun auch (Israels) Einsatz von Streubomben toleriert, trägt sie Mitverantwortung für den Tod vieler Zivilisten, unter denen sich auch deutsche Staatsbürger befinden", erklärte der ehemalige SPD-Vorsitzende am Mittwoch in Berlin. Er forderte die Regierung auf, "Israels unverhältnismäßige Reaktion" auf die Entführung zweier Soldaten nicht länger hinzunehmen, sondern Israel dazu zu drängen, internationales Recht einzuhalten.