Schweden-Testspiel Neuer Schock für Löw

Das Länderspiel gegen Schweden am Mittwoch wird immer mehr zu einem Muster ohne Wert. Nach Kapitän Ballack fällt nun noch ein weiterer Schlüsselspieler aus. Der neue Cheftrainer freut sich dennoch auf die Partie.

Der neue Schock erreichte Joachim Löw unmittelbar vor der großen Ehrung: Auch Abwehrchef Christoph Metzelder muss für das Debüt des neuen Fußball-Bundestrainers passen. Ein Reizerguss und Wasser im rechten Knie verhindern den Einsatz des Dortmunders am Mittwoch im ersten Länderspiel der Saison gegen Schweden. Zuvor hatten schon Kapitän Michael Ballack, dessen Hüftverletzung in London von den Chelsea-Ärzten behandelt wurde, Per Mertesacker, Robert Huth und Sebastian Kehl für die Partie in Gelsenkirchen (20.30 Uhr/ARD) absagen müssen.

Löw musste 48 Stunden vor dem Duell mit den "Tre Kronors" ungewollt über Alternativen und mögliche Nachnominierungen grübeln, seine Vorfreude auf seinen Einstand als Chef aber ließ sich der 46- Jährige nicht verderben: "Ich freue mich auf das Spiel und die deutschen Fans. Ich denke, wir können ein Stück der WM-Euphorie nochmals abrufen." Die Veltins-Arena ist so gut wie ausverkauft, der WM-Sturm Miroslav Klose/Lukas Podolski brennt vor der Neuauflage des Achtelfinals gegen die Skandinavier auf ein neues Feuerwerk. "Das ist das Schöne am Fußball, dass man immer wieder neu angreifen kann", betonte WM-Torschützenkönig Miroslav Klose.

"Wir hoffen, dass Michael Ballack so schnell wie möglich fit wird. Bei Christoph Metzelder müssen wir abwarten", erklärte der Bundestrainer. Bevor Löw sein auf 19 Spieler geschrumpftes Aufgebot am Montagabend im Amateurstadion von Hertha BSC zur ersten Trainingseinheit unter seiner alleinigen Regie bat, überließ er das Team nochmals den WM-Erinnerungen. In seinem Berliner Amtssitz Schloss Bellevue überreichte Staatsoberhaupt Horst Köhler den Weltmeisterschafts-Helden das "Silberne Lorbeerblatt" und würdigte nochmals das "frische und mutige Auftreten" bei den Titelkämpfen.

Rohentwurf eines WM-Streifens

Im Teamhotel "Grand Hyatt" mitten auf dem Potsdamer Platz präsentierte Filmemacher Sönke Wortmann, der während der WM mit der Kamera ganz nah an der Mannschaft sein durfte, den Rohentwurf seines WM-Streifens, der im Herbst in die Kinos kommen soll. "Natürlich war das alles noch einmal so etwas wie WM-Feeling", bemerkte Metzelder, bevor er sich für weitere Untersuchungen zu einem Knie-Spezialisten begab. Das Ausmaß der Verletzung blieb noch unklar.

"Sie haben uns allen einen wunderbaren, unvergesslichen Sommer beschert. Sie haben einen Stil entwickelt, der uns alle angesteckt hat", lobte der Bundespräsident nochmals das Team und hob den ehemaligen Bundestrainer Jürgen Klinsmann heraus: "Er hat innerhalb von zwei Jahren etwas geschafft, was kaum jemand für möglich gehalten hat." Vielleicht würden ihn beim Zurufen des Dankes nun "die Ohren klingeln", hoffte Köhler.

Klinsmann selbst hatte darauf verzichtet, im Schloss Bellevue dabei zu sein und das Bundesverdienstkreuz persönlich in Empfang zu nehmen. Die Hauptrollen gebührten jetzt anderen, übermittelte der gefeierte Wahl-Amerikaner aus der kalifornischen Heimat. Löw kündigte zwar an, mit Klinsmann auch weiter "freundschaftlich verbunden und im Kontakt" zu bleiben. Doch dass sein ehemaliger Chef jetzt lieber die Deckung wählte, kam ihm nicht ungelegen: "Er weiß auch, dass ich jetzt die Entscheidungen treffen muss."

Klinsmann fehlt bei Zeremonie

Bei der Zeremonie beim Bundespräsidenten fehlten neben Klinsmann, der das Bundesverdienstkreuz nun vielleicht sogar in den USA überreicht bekommt, auch Ballack, Huth, Kehl und Oliver Kahn, der von Köhler für sein klagloses Auftreten als WM-Nummer 2 dennoch besonderes Lob erntete. "Seine Geste vor dem Elfmeterschießen gegen Argentinien war gerade für die jungen Zuschauer sehr wichtig und wertvoll", strich das Staatsoberhaupt heraus, ehe er den Bogen in die Zukunft schlug: "Das Leben geht ja weiter", so Köhler, gegen Schweden und vor allem am 2. September gegen Irland "wird es wieder ernst".

Für DFB-Präsident Theo Zwanziger beginnt das ernste Leben für Löw und die Nationalelf erst mit der EM-Qualifikation: "Man darf ein Freundschaftsspiel nicht überbewerten. Dass die Spieler nicht in bester Verfassung sind, ist normal." Allerdings sei dies bei den Schweden nicht anders. Für den neuen Bundestrainer sei die Partie ("Der Termin ist sicher nicht ideal") eine willkommene Generalprobe. "Es gilt am 2. September, denn wir haben eine schwere Gruppe. Es wird nicht leicht, sich für die EM zu qualifizieren", meinte der DFB-Chef.

Die voraussichtliche Aufstellung

Lehmann - Arne Friedrich, Nowotny, Manuel Friedrich, Lahm - Schneider, Frings, Borowski, Schweinsteiger - Klose, Podolski.

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Jens Mende und Arne Richter/DPA

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