ChatGPT-Konkurrent Google startet KI-Chatbot Bard in 180 Ländern – aber traut sich in Deutschland noch nicht

Alphabet-Chef Sundar Pichai bei der Google-Entwicklerkonferenz
Alphabet-Chef Sundar Pichai bei der Google-Entwicklerkonferenz
© JUSTIN SULLIVAN / Getty Images
Google baut seinen KI-Chatbot Bard auf breiter Front in seine Programme ein. Auch auf Deutsch soll es ihn bald geben – sofern rechtlich alles in Ordnung ist.

Google hat am Mittwoch seinen generativen KI-Chatbot Bard in 180 Ländern in englischer Sprache gestartet und Schnittstellen zu Bard auf firmeneigenen Apps einschließlich seiner Google-Websuche angekündigt. Neben der Suchmaschine sollen auch andere Anwendungen wie GMail und Karten neue Funktionen bekommen, sagte Konzernchef Sundar Pichai auf der Entwicklerkonferenz Google I/O am Mittwoch. "Wir werden KI einsetzen, um unsere Produkte massiv zu verbessern", kündigte er an. 

Pichai demonstrierte unter anderem, wie Software einen Brief für die Nutzer formulieren kann. Er zeigte auch, wie Nutzer in Googles Foto-App nicht nur ungewollte Objekte und Personen entfernen, sondern zum Beispiel auch die eigene Position im Bild verändern können werden. Das neue Sprachmodell soll nach Googles Vorstellungen Suchanfragen im Internet natürlicher machen und die Möglichkeit bieten, beispielsweise nach mehr Details in den Ergebnissen zu fragen. 

Google reagiert auf ChatGPT

Seitdem der generative Chatbot ChatGPT des Startups OpenAI im November für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, hat in der IT-Branche ein wilder Wettlauf um generative KI-Systeme begonnen, welche auf Nutzeranfragen in natürlicher Sprache in Sekundenschnelle Inhalte generieren können. Der Hype rund um die Möglichkeiten der neuen KI-Systeme schwankt in der Öffentlichkeit dabei zwischen überschwänglicher Begeisterung und apokalyptischen Befürchtungen. 

Googles Erzrivale Microsoft bringt die KI-Programme auf breiter Front in seine Anwendungen. Der IT-Riese, der zweistellige Milliardenbeträge in den kalifornischen ChatGPT-Entwickler OpenAI investiert hat, hatte ChatGPT bereits in die eigene Suchmaschine Bing integriert und öffnete die KI-Suche vergangene Woche vollständig für die Öffentlichkeit - wodurch das im Vergleich zu Google unbedeutende Suchportal wiederbelebt wurde.

Auch Google zog nach und machte sein Konkurrenzprodukt Bard Ende März eingeschränkt der Öffentlichkeit zugänglich. Bard, das auf dem verbesserten Sprachmodell PaLM 2 beruht, wird sich nach Angaben von Google auf der Entwicklerkonferenz bald in 40 Sprachen unterhalten können, soll Bilder und andere Medien von Nutzern verarbeiten und auch in seine Antworten einbauen können. 

Google will "verantwortungsvoll" sein

In den Ländern der Europäischen Union, wird Bard allerdings vorerst nicht erreichbar sein, also auch nicht in Deutschland. Die Sprachunterstützung für Deutsch und 39 weitere Sprachen soll allerdings bald folgen. Offensichtlich versucht der US-Konzern zunächst zu klären, ob Bard kompatibel mit dem rechtlichen Rahmen in der Europäischen Union ist.

"Der einzige Weg, auf lange Sicht mutig zu sein, ist, von Anfang an verantwortungsvoll zu agieren", betonte am Mittwoch James Manyika, der bei Google für gesellschaftliche Verantwortung beim Einsatz Künstlicher Intelligenz zuständig ist. Der Konzern sehe die Gefahr, dass die Software Vorurteile stärken oder für Produktion und Verbreitung von Falschinformationen verwendet werden könne. Zum Schutz davor sollen zum Beispiel mit Hilfe Künstlicher Intelligenz erzeugte Dateien mit Metadaten versehen werden, damit sie sofort erkannt werden können.

Auch werde Google eine Software, die automatisch Synchronfassungen von Videos anfertigen kann, nur überprüften Entwicklern zur Verfügung stellen, sagte Manyika. Damit sollen sogenannte Deep Fakes mit angeblichen Handlungen realer Personen verhindert werden. Manyika betonte zugleich, dass Google sich schon vor Jahren dagegen entschieden habe, Schnittstellen für Anwendungen mit Gesichtserkennung öffentlich verfügbar zu machen. Beim verantwortungsvollen Einsatz Künstlicher Intelligenz müssten alle Beteiligten zusammenarbeiten.

DPA · AFP
bak

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