Ursprünglich wollte Apple mit dem App Store sein iPhone attraktiver machen - und stieß dabei auf eine wahre Goldgrube. Schätzungsweise betrug der weltweite Umsatz mit den kleinen Kacheln auf iPhone, iPad, Apple Watch und Co. im vergangenen Jahr 64 Milliarden US-Dollar. Ein bemerkenswerter Sprung von mehr als 20 Prozent, der vor allem von der Corona-Pandemie befeuert sein dürfte.
Die Pandemie hat die Digitalisierung in allen Bereichen beschleunigt. Fitnessstudios blieben geschlossen, sodass Sport-Apps boomten. Kinosäle blieben leer, was Netflix und Disney+ neue Abonnentenrekorde bescherte. Viele Menschen blieben zuhause und nutzten die Zeit, um Instrumente oder neue Sprachen zu lernen.
250.000 App-Jobs in Deutschland
Davon profitierte nicht nur Apple, sondern auch viele deutsche Unternehmen - das zeigt nun ein neuer Bericht des iPhone-Konzerns. Demnach unterstützt der App Store mittlerweile mehr als 250.000 Arbeitsplätze allein in Deutschland, ein Anstieg von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr, so Apple.
Entwickler und Entwicklerinnen haben hierzulande seit Gründung des App Stores im Jahr 2008 mehr als zwei Milliarden Euro an Gesamteinnahmen generiert, mit einem Wachstum von 21 Prozent im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr. Dieser Trend zeigt sich in ganz Europa, wo die iOS App-Economy auf 1,7 Millionen Arbeitsplätze angewachsen ist – ein Zuwachs von sieben Prozent gegenüber 2019. 2018 vermeldete Apple in Europa noch 1,5 Millionen durch Apps geschaffene Jobs.
Erfolgreiche Beispiele aus Deutschland sind etwa die Sprachlern-Anwendung Tandem oder die Klavier-Lern-App Flowkey, die in Berlin entwickelt und schnell zu einer der weltweit erfolgreichsten Musiklern-Apps wurde. Beide verzeichneten während der Corona-Krise ein enormes Nutzerwachstum. Auch die App Fastic zum intermittierenden Fasten zählt zu den Profiteuren des vergangenen Jahres: Innerhalb von nur 12 Monaten ist die Zahl der Mitarbeitenden von neun auf 49 angewachsen. Die Kalorienzähl-App Yazio, die zu einem gesünderen Lebensstil verleiten soll, wird mittlerweile in mehr als 150 Ländern genutzt. Der Berliner Entwickler Kolibri Games ist im vergangenen Jahr laut Apple eines der am stärksten wachsenden Unternehmen in Deutschland gewesen. Das Unternehmen entwickelt Free-to-Play-Spiele (etwa Idle Miner Tycoon und Idle Factory Tycoon), welche insgesamt bereits mehr als 100 Millionen Mal heruntergeladen wurden.
Andere international erfolgreiche Apps aus Deutschland sind unter anderem Blinkist, Asana Rebel, Kitchen Stories, N26 oder Babbel.
Entwickler profitieren von niedriger Provision
Mittlerweile sind 60.000 Apps im App Store Made in Germany, werden also hierzulande entwickelt. Die meisten verdienen ihr Geld im Ausland: Laut Apple stammen 75 Prozent des von deutschen Entwicklerstudios generierten Umsatzes von Nutzern und Nutzerinnen aus anderen Ländern. Viele profitieren auch von einer Änderung der Provisionen: Apple stand jahrelang in der Kritik, vor allem bei kleinen Anbietern zu hohe Provisionen zu kassieren. Im Dezember erklärte das Unternehmen, dass App-Entwickler, die auf Apples Download-Plattformen weniger als eine Million US-Dollar pro Jahr einnehmen, eine geringere Abgabe für ihre digitalen Erlöse bezahlen. Statt der üblichen 30 Prozent sind es nun nur noch 15 Prozent.
Apple betonte in der Debatte stets, dass der App Store einen unkomplizierten Zugang zu Hunderten von Millionen Kundinnen und Kunden sowie Sicherheit biete. Einige große App-Anbieter - darunter Epic Games und Spotify - kritisieren jedoch generell das Geschäftsmodell der Download-Plattform. Epic moniert etwa, dass auf In-App-Käufe wie im Online-Shooter "Fortnite" Abgaben gezahlt werden sollen. Der Musikstreaming-Marktführer Spotify wirft Apple wiederum unfairen Wettbewerb vor, weil der Konzern bei seinem hauseigenen Dienst Apple Music nicht von einer Abgabe auf die Abo-Erlöse belastet werde. Die Kontroverse rund um den App-Store geriet in den USA zunehmend in das Blickfeld der Politik.
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