Tag 14, seit zwei Wochen herrscht Krieg in Europa. Am frühen Morgen des 24. Februar ließ Russlands Präsident Wladimir Putin die Ukraine aus mehreren Richtungen angreifen, brach damit "kaltblütig einen Angriffskrieg vom Zaun", wie Bundeskanzler Olaf Scholz sagte. Der Kanzler erkannte darin eine "Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinents", denn: "Die Welt danach ist nicht mehr dieselbe wie die Welt davor."
Wie stellt sich die aktuelle Lage dar?
Der russische Angriffskrieg dauert an. Weiterhin versuchen Menschen, aus den belagerten Städten zu fliehen. Mögliche Lieferungen von Kampfjets sorgen für Streit. Ein Blackout rückt den Atommüll im Unfall-Kraftwerk Tschernobyl in den Fokus. Die wichtigsten Meldungen des Tages im Überblick:
Neue Evakuierungen in Ukraine angelaufen – mit Zwischenfällen
Bei der Evakuierung von Zivilisten aus belagerten Städten in der Ukraine hat es erneut Zwischenfälle gegeben.
- In dem Dorf Demydiw rund 25 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kiew feuerten russische Truppen nach Darstellung der Sicherheitskräfte auf ukrainische Polizisten. Ein Polizist sei dabei getötet und ein weiterer schwer verletzt worden. Zudem sei ein Zivilist mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht worden. Insgesamt seien aus der Ortschaft 100 Zivilisten in Sicherheit gebracht worden, darunter 30 Kinder. Die Angaben ließen sich nicht überprüfen.
- In der umkämpften Hafenstadt Mariupol funktioniert nach Angaben der prorussischen Kräfte im Gebiet Donezk der vereinbarte "humanitäre Korridor" weiterhin nicht. Moskau und Kiew machten sich gegenseitig dafür verantwortlich. "Russland hält weiterhin mehr als 400.000 Menschen in Mariupol als Geiseln, blockiert humanitäre Hilfe und Evakuierung", schrieb der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba bei Twitter. Der Beschuss gehe weiter.
- In anderen Regionen liefen Evakuierungen an: Ukrainische Medien veröffentlichten Bilder aus Irpin bei Kiew, die zeigten, wie alte und kranke Menschen auf Tragen in Sicherheit gebracht wurden. In Worsel nahe der Hauptstadt wurde ein Kinderheim evakuiert. In der Stadt Sumy im Nordosten trafen am Mittag Busse ein. Im südukrainischen Enerhodar sowie in Isjum fuhren offenbar die ersten Fahrzeuge mit Zivilisten ab.
Die Ukraine hatte am Morgen in Abstimmung mit der russischen Seite von Fluchtrouten aus insgesamt sechs Städten gesprochen.

Treffen in der Türkei – Russland sieht "Fortschritte"
Auch vor diesem Hintergrund richten sich die Blicke auf ein diplomatisches Treffen der Kriegsparteien auf höchster Ebene. Am Donnerstag sollen die Außenminister Russlands und der Ukraine, Sergej Lawrow und Dmytro Kuleba, in der Türkei Gespräche führen. Die russische Führung sprach am Mittwoch von "Fortschritten" bei der Beilegung des Konflikts. Zuvor war der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von der Forderung nach einem Nato-Beitritt seines Landes abgerückt. Das russische Außenministerium erklärte, die russischen Truppen im Nachbarland hätten nicht den Auftrag, "die aktuelle Regierung zu stürzen". Auch die Besetzung der Ukraine oder "die Zerstörung ihrer Eigenstaatlichkeit" seien nicht das Ziel. Der russische Angriff ging derweil unvermindert weiter.
Angriffe, Flüchtende, Gas-Lieferungen: Grafiken zum Konflikt in der Ukraine

Weiteres Atom-Problem in Ukraine – AKW Tschernobyl ohne Strom
Das von russischen Einheiten besetzte ukrainische Atomkraftwerk Tschernobyl ist von der Stromversorgung abgeschnitten. Stromleitungen seien durch Beschuss beschädigt worden, teilte der ukrainische Netzbetreiber Ukrenerho mit. Kampfhandlungen nördlich von Kiew verhinderten aktuell jegliche Reparaturarbeiten. Während der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba vor einem möglichen Atomunfall warnte, bahnt sich aus Sicht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien kein kritisches Problem an. Dennoch reiht sich der Stromausfall in eine Liste von fast täglichen Zwischenfällen in ukrainischen Atomanlagen ein, die vom Einmarsch russischer Truppen betroffen sind.
Ukraine fordert Kampfflugzeuge – auch Scholz ist dagegen
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist gegen eine Lieferung von MiG-29-Kampfflugzeugen aus der Nato an die Ukraine. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau verwies er in Berlin auf Finanzhilfen, humanitäre Unterstützung und die Lieferung einzelner Waffensysteme. "Und ansonsten ist es aber so, dass wir sehr genau überlegen müssen, was wir konkret tun. Und dazu gehören ganz sicherlich keine Kampfflugzeuge", sagte Scholz.
Das polnische Außenministerium hatte am Dienstagabend mitgeteilt, die Regierung sei bereit, MiG-29-Kampfjets unverzüglich und kostenlos auf den US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz zu verlegen und den USA zur Verfügung zu stellen. Das US-Verteidigungsministerium bezeichnete den Vorschlag Polens inzwischen als "nicht haltbar" und äußerte Bedenken. Der ukrainische Präsident Selenskyj hat sich skeptisch gezeigt, dass sein Land tatsächlich polnische Kampfjets vom Typ MiG-29 erhält und sprach von Problemen in der "Logistik". Er erwähnte auch die Bedenken der USA und schickte an die Adresse Washingtons hinterher: "Löst das schnell. Schiebt die Verantwortung nicht auf andere, schickt uns Flugzeuge."
... und weitere Hintergründe zum Krieg in der Ukraine
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