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Spionage aus China Nach Ballon-Abschuss in den USA: Bundesregierung zeigt sich alarmiert

Nach Ballon-Abschuss: USA werten Trümmerteile aus
Auf diesem schwebt ein großer Ballon über dem Atlantischen Ozean vor der Küste von South Carolina. Darunter sind ein Kampfjet und seine Kondensstreifen zu sehen.
© Chad Fish / DPA
Vor der Küste South Carolinas bergen die USA Trümmer eines mutmaßlichen Spionageballons aus China aus dem Wasser. Von der Auswertung erhoffen sie sich Aufschluss über seine technischen Fähigkeiten. Auch in Deutschland ist man besorgt über den Vorfall.

Nach dem Abschuss eines mutmaßlichen Spionageballons aus China durch das US-Militär läuft die Bergung der Trümmerteile. Die Bundespolizei FBI beteilige sich an der Auswertung, berichteten US-Medien am Sonntag (Ortszeit) übereinstimmend. Die Trümmer lagen nach Pentagon-Angaben rund 11 Kilometer vor der Küste South Carolinas in relativ flachem Wasser. US-Kampfjets hatten den Ballon am Samstag über dem Atlantik abgeschossen, nachdem das Flugobjekt mehrere Tage über die USA geflogen war. Die USA bezichtigten China der Spionage mit dem Ballon. Peking protestierte gegen die "Überreaktion" und wies die Vorwürfe zurück.

Biden ordnete Ballon-Abschuss an

Die USA erhoffen sich von der Auswertung Aufschluss über die technischen Fähigkeiten des Ballons. US-Präsident Joe Biden hatte nach eigenen Angaben bereits am Mittwoch angeordnet, den Ballon "so schnell wie möglich" abzuschießen. Ein Risiko für die Menschen am Boden sollte aber ausgeschlossen werden, daher sei entschieden worden, das Flugobjekt erst über dem Meer vom Himmel zu holen. Mehrere US-Republikaner kritisierten Bidens Vorgehen scharf. Senator Thom Tillis aus North Carolina schrieb auf Twitter: "Jetzt, wo diese peinliche Episode vorbei ist, brauchen wir Antworten von der Biden-Regierung über den Entscheidungsprozess. Das kommunistische China durfte tagelang ungehindert die amerikanische Souveränität verletzen. Wir müssen auf künftige Provokationen und Übergriffe Chinas besser vorbereitet sein." Am 15. Februar soll der Senat in einer geheimen Sitzung unterrichtet werden.

Bundesregierung nimmt Vorfall ernst

Auch in Deutschland sorgte der Vorfall für Beunruhigung. "Die Bundesregierung nimmt chinesische Spionage und die aktuellen Berichte sehr ernst und stimmt sich mit ihren wichtigsten Partnern ab", hieß es auf Anfrage der "Süddeutschen Zeitung" aus Sicherheitskreisen. Auf die Frage der "SZ", ob auch über deutschem Staatsgebiet schon solche Objekte gesichtet worden seien, hieß es: "Die zuständigen Behörden arbeiten an der Klärung des Sachverhalts. Auf Grundlage der bisher vorliegenden Erkenntnisse wären Bewertungen für Deutschland verfrüht." SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich sagte in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin": "Das beunruhigt uns sehr - auch mich persönlich, weil ich glaube, wir müssen aufpassen, dass nicht hier ein weiterer und großer internationaler Konflikt entsteht."

Der SPD-Außenpolitiker Michael Roth wertete den Ballon und die aufgeheizte Debatte darüber in den USA als einen "Vorgeschmack auf den sich zuspitzenden Konflikt zwischen China und den USA in den nächsten Jahren". Der Abschuss des Ballons sei richtig gewesen, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Biden habe aber unter massivem Druck der Republikaner gestanden, die ihn als außenpolitisch schwach diskreditieren wollten. Zugleich verfolge Chinas Präsident Xi Jinping seit Jahren eine expansive Außenpolitik, führte der SPD-Politiker aus. "Das macht das Management der Beziehungen immer schwieriger."

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Sehen Sie im Video: Mutmaßlicher chinesischer Spionage-Ballon über dem Meer abgeschossen.

CDU-Politiker: "Chinesische Panne"

Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen äußerte die Erwartung, dass der Ballon-Streit das Verhältnis zwischen China und den USA nur kurz belastet. "Aus meiner Sicht handelt es sich um eine chinesische Panne, die gleichwohl eine amerikanische Antwort erforderte", sagte Röttgen dem RND. "Ich gehe aber davon aus, dass beide Seiten sich dadurch nicht länger als nötig von ihrem geplanten Kurs abbringen lassen werden. Und dieser besteht darin, in dem ausgeprägten Machtkampf beider Seiten nicht völlig sprachlos zu sein."

mth DPA

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