Jährlich zu Beginn der Fastenzeit rechnen die großen Parteien mit dem politischen Gegner ab. In Versammlungen mit Volksfestcharakter kommt es vor allem in Bayern zum rhetorischen Schlagabtausch. Hauptschauplatz ist die Passauer Dreiländerhalle, wo die CSU ihre Kundgebung abhält. Aber auch SPD, FDP und Grüne finden mit ihren Veranstaltungen am Aschermittwoch bundesweit Beachtung. Die bayerische Tradition wird mittlerweile auch in anderen Bundesländern gepflegt. Verfolgen Sie die aktuellen Wortgefechte beim Live-Ticker auf stern.de.
+++ 14:44 Uhr Straubing: Mutbürger statt Wutbürger +++
FDP-Chef Guido Westerwelle fordert den Abschied von Protesthaltung und Dagegen-Kultur in Deutschland. "Wir können nicht ein Land sein, in dem nur noch Mehrheiten gegen etwas möglich sind", warnte Westerwelle bei der FDP-Aschermittwochskundgebung in Straubing. "Ob Sonne oder Regen, Hauptsache dagegen, das kann nicht die Devise der Deutschen sein." Gemeint waren hauptsächlich die Grünen, obwohl Westerwelle die Partei nicht explizit nannte. Der Außenminister plädierte vor geschätzt 500 bis 600 Zuhörern für den Abschied vom "Wutbürger". Stattdessen wünsche er sich in diesem Jahr den "Mutbürger" als Wort des Jahres.
+++ 14:21 Uhr Biberach: "Merkel ist in einem Schraubstock" +++
Grünen-Bundestagsfraktionschefin Renate Künast sieht in der Landtagswahl in Baden-Württemberg am 27. März eine "Schicksalswahl" für die schwarz-gelbe Bundesregierung. Das habe Bundeskanzlerin Angela Merkel selbst verkündet, nun könnten die Wähler ihr die Antwort geben. "Es gibt in diesem Land eine Alternative dazu, eine Alternative zu Schwarz mit ein paar gelben Punkten drin", sagte Künast beim politischen Aschermittwoch der Grünen im baden-württembergischen Biberach. Merkel sei in einem "Schraubstock" der Konservativen der CDU und von der FDP eingeklemmt. "Weil sie sich dort hat einschrauben lassen, werden die wichtigsten Entscheidungen in diesem Land nicht getroffen", kritisierte Künast. Daher habe die Kanzlerin so lange an Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) festgehalten. Ebenso habe sie auch das Desaster um den Biosprit E10 laufen lassen.
+++ 13:20 Uhr Passau: Dobrindt beschimpft Trittin +++
Die CSU hat die Grünen wegen ihrer Kritik an Karl-Theodor zu Guttenberg scharf angegriffen. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin sei "der größte Störfall der deutschen Politik", sagte CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt in Passau. "Die Grünen sollen ihn endlich vom Netz nehmen - Trittin abschalten."
+++ 13:20 Uhr Ludwigsburg: "Merkel hält Bevölkerung zum Narren" +++
SPD-Chef Sigmar Gabriel ist zweieinhalb Wochen vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg hart mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ins Gericht gegangen. "Merkel hält am liebsten die ganze Bevölkerung zum Narren", sagte Gabriel beim Politischen Aschermittwoch der Südwest-SPD in Ludwigsburg. So habe sie ihr Versprechen "mehr Netto vom Brutto" nicht eingelöst und stattdessen den Bürgern in die Tasche gegriffen und Hoteliers Steuergeschenke gemacht. Statt Spekulanten mit einer Finanzmarktsteuer zu belegen, müssten die Steuerzahler die Lasten aus der Finanzkrise schultern.
+++ 13.01 Uhr Straubing: Ist Westerwelle bereit für Bayern? +++
In Straubing versucht sich Außenminister Guido Westerwelle im markigen Bierzelt-Tonfall. Dabei hat er den "kleinen", von der FDP besonders geschätzten Koalitionspartner im Visier. "Ich höre soeben", rufte Westerwelle in den Saal, "Horst Seehofer hat in Passau verkündet, er sei bereit, mich in Bayern aufzunehmen. Und das verstehen die unter revolutionärer Integrationspolitik?!" Ein bisschen Selbstironie schadet nicht.
+++ 12:33 Uhr Passau: Seehofer lobt Guttenberg +++
CSU-Chef Horst Seehofer hat eindringlich für ein Comeback seines Parteifreundes Karl-Theodor zu Guttenberg in die Politik geworben. Er werde alles dafür tun, dass Guttenberg "wieder in die bayerische und deutsche Politik zurückkehrt", sagte Seehofer in Passau. Guttenberg habe die Stärke gehabt, zu seinen Fehlern zu stehen. "In einer Demokratie hat eine solche Haltung Respekt verdient." An die Adresse Guttenbergs sagte Seehofer, dieser sitze sicher vor dem Fernsehschirm und deshalb rufe er ihm zu: "Du bist einer von uns, bleibst einer von uns, und wir wollen, dass du wieder zurückkehrst in die deutsche Politik." Die Parteianhänger reagierten mit lang anhaltendem Applaus.
+++ 12:18 Uhr Landshut: Grüne verspotten Guttenberg +++
Grünen-Chefin Claudia Roth sagt mit Blick auf die Plagiatsaffäre um den zurückgetretenen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), die Grünen seien heute die wahren Vertreter bürgerlicher Werte. Guttenberg sei "einen Pakt mit dem Zitierteufel eingegangen", sagt sie frei nach Goethes Faust. Das Ergebnis: "Doktor ade, Minister ade, Glaubwürdigkeit ade", meint Roth. "Das Wertefundament der CSU, das gibt es gar nicht mehr."
+++ 12:14 Uhr Fellbach: Kauder schimpft auf SPD und Grüne +++
Die CDU Baden-Württemberg hat mit Attacken auf SPD und Grüne die heiße Phase ihres Landtagswahlkampfs eingeläutet. Der Unions-Fraktionschef im Bundestag, Volker Kauder warf beim Politischen Aschermittwoch in Fellbach beiden Parteien vor, mit ihrer kritischen Haltung zur Autoindustrie den Wirtschaftsstandort zu gefährden: "Die Grünen und die Roten wollen unseren Facharbeitern ihren Arbeitsplatz in der Automobilindustrie streitig machen", rief er den 1600 Zuhörern in der voll besetzten Fellbacher Kelter zu. Am 27. März wird in Baden-Württemberg der Landtag gewählt.
+++ 11:58 Uhr Tiefenbach: Linke rechnen mit Guttenberg ab +++
Linken-Chef Klaus Ernst hat den Umgang des zurückgetretenen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) mit der Plagiatsaffäre aufs Korn genommen. Guttenberg habe den Vorwurf des Plagiats lange Zeit zurückgewiesen und das Abschreiben einen "Zitierfehler" genannt, sagte Ernst beim Politischen Aschermittwoch seiner Partei im niederbayerischen Tiefenbach. "Dann kann man künftig Ladendiebstahl als Einkaufsfehler bezeichnen", rief der Linken-Chef den rund 300 Anhängern zu. Zudem erneuerte er die Forderung nach einer Vermögenssteuer für Millionäre und einem gesetzlichen Mindestlohn.
+++ 11:46 Uhr Passau: CSU greift Erdogan an +++
CSU-Chef Horst Seehofer hat den türkischen Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan wegen dessen Äußerungen zur Integration von Türken in Deutschland angegriffen. "Wir lassen uns die deutsche Leitkultur durch niemanden ausreden - auch nicht vom türkischen Ministerpräsident", sagte Seehofer am Mittwoch beim Politischen Aschermittwoch der CSU in Passau. Erdogan hatte Ende Februar in Düsseldorf gesagt, türkische Kinder in Deutschland sollten zuerst ihre Muttersprache lernen.
+++ 11:34 Uhr Vilshofen: SPD wirft Union Verrat an Tugenden vor +++
SPD-Bundestagsfraktionschef Frank-Walter Steinmeier hat der Union einen Verrat an bürgerlichen Tugenden in der Plagiatsaffäre um Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) vorgeworfen. "Früher hieß das bei der CSU: Laptop und Lederhose. Heute heißt es: Copy und Paste." Wenn "Lug und Trug" die heutigen bürgerlichen Tugenden seien, wolle die SPD damit nichts zu tun haben, sagte Steinmeier bei der Aschermittwochskundgebung der SPD in Vilshofen. Guttenberg sei nicht von der Opposition oder den Medien zu Fall gebracht worden. "Das war ganz und gar sein eigenes Werk", meinte Steinmeier.
+++ 11:23 Uhr Passau: CSU will Migranten zur Integration zwingen +++
Die CSU will Migranten in Bayern durch eine Verfassungsänderung dazu zwingen, sich zum christlich geprägten deutschen Wertesystem und zur deutschen Sprache zu bekennen. Seehofer kündigte die Initiative für eine entsprechende Änderung der Landesverfassung an. Er wolle in diese aufnehmen, dass zur Integration das Fördern durch den Staat und das Fordern von den Migranten gehöre. Zum Fordern gehöre neben dem Bekenntnis zu den Grundlagen des deutschen Wertesystems "auch das Bekenntnis zur Sprache". "So werden wir die bayerische Verfassung ändern." Jede Änderung der bayerischen Verfassung müsse "dem bayerischen Volk vorgelegt werden". Deshalb werde es zu diese Änderung eine Volksabstimmung geben.
+++ 11:16 Uhr Vilshofen: SPD ätzt gegen Guttenberg +++
Der bayerische SPD-Vorsitzende Florian Pronold spielt bei der in Vilshofen auf die Haltung der Bundeskanzlerin in der Guttenberg-Plagiatsaffäre an: "Die Resozialisierung hat beim Schäuble ja schon geklappt. Wer erinnert sich noch: Schwarzgeldkoffer, Spende! Und dann sagt die Merkel: 'Ich habe ihn ja nicht als Schwarzgeldkofferträger eingestellt, sondern als Finanzminister.'"
+++ 10:49 Uhr Landshut: Grüne überschütten CSU mit Spott +++
Die Grünen haben ihren politischen Gegner CSU und den zurückgetretenen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg in Landshut mit Hohn und Spott übergossen. "Sonnenkönig zu Guttenberg" sei zu einem "gefehlten Promoventen" geworden, sagte die Landesvorsitzende Theresa Schopper. "Er ist vom Star zum Fall für den Staatsanwalt geworden." Sie sprach von einer "geplatzten Illusion". Langsam müsse in der CSU eine Gewissheit um sich greifen: "Es bleibt nur noch der Horst." Mit Blick auf die Schwierigkeiten der CSU, einen Nachfolger für Guttenberg ins Kabinett zu schicken, sagte sie: "Der Glanz ist dahin, der Lack ist ab und Berlin ist keine Reise mehr wert."
+++ 10.45 Uhr Vilshofen: SPD nennt Seehofer Geisterfahrer +++
Der bayerische SPD-Vorsitzende Florian Pronold hat der CSU das Festhalten an den umstrittenen Steuervergünstigungen für Hoteliers vorgeworfen. Während die FDP inzwischen die Ermäßigung der Mehrwertsteuer für die Hotels überdenke, wolle CSU-Chef Horst Seehofer an dem "Klientelsteuergeschenk" festhalten, sagte Pronold in Vilshofen. "Der Geisterfahrer Seehofer ist immer noch auf der falschen Spur unterwegs." Als Hauptredner sollte Bundestagsfraktionschef Frank-Walter Steinmeier bei der SPD auftreten.
+++ 10:28 Uhr: CSU beginnt Politischen Aschermittwoch +++
Mit dem Einmarsch des Parteivorsitzenden Horst Seehofer zu den Klängen des Bayerischen Defiliermarsches hat der Politische Aschermittwoch der CSU in Passau begonnen. Seehofer musste sich seinen Weg durch die dicht besetzten Reihen bahnen. Er winkte in der Dreiländerhalle den mehreren tausend Zuhörern zu und schüttelte zahlreiche Hände. Beifall brandete auf, als Seehofer seinen Vor-Vor-Gänger Edmund Stoiber begrüßte. Nach einigen Grußworten begann die mindestens einstündige Rede des Ministerpräsidenten.