Die Untouchables waren eine Gruppe von Agenten, die den illegalen Alkoholhandel von Al Capone während der Zeit der Prohibition in den USA bekämpfen sollten. Sie waren unbestechlich und deswegen für Capones Männer unantastbar, weil sie eben nicht ihr übliches System aus Schmiergeldern etablieren konnten.
Unsere Untouchables sind die Unverzichtbaren, also eine Gruppe von Spielern, die in ihren Bundesligaclubs in dieser Saison nicht zu entbehren sind und deswegen für die Trainer (fast) unantastbar sein dürften.
Die Abhängigkeit des FC Bayern von Bastian Schweinsteiger ist in den letzten Spielen ohne ihn deutlich geworden. Es gibt also bei fast jedem Bundesligisten Schlüsselspieler, die sowohl durch ihre Leistung, als auch durch ihre Bedeutung für das Team unverzichtbar sind.
Bei Dortmund machte das Fehlen von Sven Bender im Revierderby zwar keinen Unterschied, beim Gegenüber wurde Jefferson Farfan schmerzlich vermisst. Wir haben uns bei allen 18 Bundesligaclubs umgesehen und die Liste der "Untouchables" der Bundesliga zusammengestellt.
Die unverzichtbaren Spieler der Bundesliga
1. Borussia Dortmund - Sven Bender
Sven Bender ist das Laufwunder beim Meister aus Dortmund. Beim 1:0-Sieg in München lief er sagenhafte 13.09 km (Daten bundesliga.de). Bender ist zudem der zweikampfstärkste Mittelfeldspieler der Borussia. Gerade in München, gegen Bremen und Leverkusen gehörte Bender zu den Besten und der BVB spielte zu Null. Natürlich ist auch Mario Götze derzeit kaum verzichtbar, allerdings haben wir uns für Bender entschieden, da er in der Position des defensiven Mittelfeldspielers maßgeblich für das überragende Überzahlspiel der Borussen und das exzellente verteidigen verantwortlich ist. Das es auch Mal ohne ihn geht, zeigte das Spiel gegen Schalke. Der Gegner war an diesem Tag allerdings kein Maßstab, präsentierte sich wie "Schülermannschaft (Huub Stevens). Deshalb bleibt Sven Bender unser Mr. Unverzichtbar bei Dortmund.
2. Borussia Mönchengladbach - Marco Reus
Untouchable ist Marco Reus in vielerlei Hinsicht. Die Bayern sollen ihn, geht es nach dem Willen der Gladbacher Verantwortlichen, möglichst nicht "anrühren - also weg kaufen. Wenn Reus ihm Spiel angerührt wird, es ihm danach zwickt und zwackt, dann sorgt sich die ganze (Boulevard-)Nation um den kleinen Zeh des kleinen Mittelfeld-Houdinis. Der Grund, warum Reus unser Mr. Unverzichtbar der Gladbacher Borussia ist, liegt aber eher darin begründet, dass Reus in dieser Saison "untouchable für die Defensivspieler des Gegners ist. Sie bekommen einfach keinen Zugriff auf den "Elfer der in dieser Saison zehn Tore und drei Assists auf dem Konto hat.
3. Bayern München - Bastian Schweinsteiger
Seit Bastian Schweinsteiger sich im Champions League-Spiel gegen Neapel verletzte ist der Wurm im Bayern-Spiel. Nur gegen Villarreal konnte man überzeugen. In der Bundesliga lieferten die Bayern schwache Spiele gegen Augsburg, Dortmund und Mainz ab. Der Leader fehlt den Münchenern, allerdings könnte man argumentieren, dass das Bayern-Spiel schon seit der Begegnung in Hannover abnehmende Dominanz zeigte und da war Schweinsteiger noch an Bord. Dennoch ist der kreative Sechser der heimliche Kapitän der Mannschaft und bei Bayern München eindeutig unverzichtbar.
4. Schalke 04 - Jefferson Farfan
Viele erwarten vermutlich, dass wir Klaas-Jan Huntelaar das Label "unverzichtbar anheften. The Hunter ist tatsächlich nicht zu packen, allerdings gilt das nur im Strafraum. Die Tatsache, dass Huntelaar keines seiner zwölf Saisontore gegen starke Gegner erzielte, spricht Bände. Gegen Gladbach, Leverkusen, Stuttgart, Bayern und Dortmund blieb Huntelaar torlos und somit wirkungslos. Anders Farfan. Egal wie der Gegner heißt, wie wenig Schalke nach vorne macht, Jefferson Farfan hat durch seine Schnelligkeit und technische Klasse jederzeit die Möglichkeit ein Tor zu erzielen, oder die gegnerische Abwehr auszuhebeln. Gegen Leverkusen sorgte er im Alleingang für den Sieg. Farfan ist der beste Vorlagengeber (5 Assist) der Schalker und der Feldspieler mit dem besten Notenschnitt (2,7) bei Königsblau.
5. Werder Bremen - Claudio Pizarro
Viermal die Note eins vor dem Komma bedeutet Platz drei im Notenschnitt aller Bundesligaspieler (2,42). Claudio Pizarro ist anders als zum Beispiel Huntelaar auch außerhalb des Sechzehners gefährlich. Er ist Leader, Schwungrad und Torschütze für Werder Bremen. Gegen den VfB Stuttgart taten sich die Bremer schwer, Markus Rosenberg und Marko Arnautovic vergaben Großchancen in Halbzeit eins, ehe Aaron Hunt den fehlenden Pizarro vergessen machen konnte. Abwehrspieler Naldo machte schließlich den Sack zu. Werder ohne Pizarro? Undenkbar!
6. Bayer Leverkusen - Bernd Leno
Die Leader-Funktion nimmt derzeit Michael Ballack ein. Doch der ehemalige Kapitän der deutschen Nationalmannschaft hat nach Verletzungsproblemen lange gebraucht, um wieder diese Position in der Mannschaft zu erreichen. Deshalb sind wir der Meinung, dass über die gesamte Spielzeit hinweg Bernd Leno in dieser Saison unverzichtbar ist. Hätte Leverkusen nach dem Mainz-Spiel nicht reagiert und Leno aus Stuttgart ausgeliehen, wäre Bayer wohl nicht unter den Top-Sechs der Liga. Der Keeper ist momentan unverzichtbar.
7. VfB Stuttgart - William Kvist
Der VfB Stuttgart hat die viertbeste Defensive der Liga. Das liegt auch an einem exzellenten Neueinkauf. William Kvist ist der Dreh- und Angelpunkt im Stuttgarter Mittelfeld. Er hat mit die meisten Ballkontakte seines Teams und spielt mit die meisten Pässe. 60,28 Prozent gewonnener Zweikämpfe (Daten bild.de) bedeutet Topwert im schwäbischen Mittelfeld. Der 26-jährige defensive Mittelfeldspieler kam vor der Saison für 3,5 Millionen Euro aus Kopenhagen und dürfte seinen Marktwert bereits gesteigert haben. In der derzeitigen Form ist er beim VfB nicht wegzudenken.
8. Hannover 96 - Mohammed Abdellaoue
Hannover ist meist nicht spielbestimmend, sondern steht tief und kontert den Gegner durch schnelles Umschalten aus. Enorm wichtig für ein solches System, dass normalerweise nicht Chancen am Fließband produziert, ist ein treffsicherer Stürmer. Hannover gehört tatsächlich zu den schwächsten Teams, was die Anzahl herausgespielter Chancen angeht, nur Köln und Wolfsburg ist hier schlechter Berlin gleich schlecht. Mohammed Abdellaoue machte aus 19 Chancen 8 Tore (Daten bild.de). Zum Vergleich: Mario Gomez brauchte für seine 13 Treffer 46 Chancen. Ligabestwert also für Mo Abdellaoue, der für Hannover 96 unentbehrlich ist.
9. 1899 Hoffenheim - Tom Starke
Die TSG gehört in dieser Saison zu den Wundertüten der Liga. Viel Qualität im Kader, aber wenig Konstanz auf dem Rasen. Siege gegen Dortmund und Gladbach stehen Niederlagen gegen Köln und den HSV gegenüber. Im November konnte Hoffenheim noch keinen Sieg einfahren. Einer der wenigen Spieler, der konstant gute Leistung abliefert und sein Team so einige Male rettete, ist Tom Starke.
10. Hertha BSC Berlin - Raffael
Wer ist in Berlin unverzichtbar? Der zweikampfstarke Levan Kobiashvili? Der treffsichere Shootingstar Pierre-Michel Lasogga? Kaum zu ersetzen ist ein Anderer. Raffael ist der technisch beste Spieler im Kader. Im offensiven Mittelfeld ist er nicht zu ersetzen und deshalb unser Mr. Unverzichtbar beim Hauptstadtclub. Vier Tore und fünf Vorlagen (Topscorer bei der Hertha) bestätigen diese Einschätzung.
11. 1. FC Köln - Lukas Podolski
Noch weniger als über Raffael muss man über Lukas Podolski diskutieren. Mit neun Toren und fünf Vorlagen ist er der drittbeste Scorer der Liga, in seinem Verein kann Novakovič ihm mit fünf Scorerpunkten nicht ansatzweise gleichtun.
12. VfL Wolfsburg - Mario Mandukić
Bei den Clubs der unteren Tabellenhälfte ragen meist nur wenige Spieler heraus. Bei dem von Transfermagier Magath durcheinandergewürfelten Wolfsrudel ist Mario Mandukić der Bissigste. Der neue Kapitän Christian Träsch ist bisher eine Enttäuschung. Hasan Salihamidić kommt erst langsam in Schwung. Josué, der in der Meistersaison noch die Fäden im defensiven Mittelfeld ziehen konnte, ist nicht mehr so dominant. Es muss allerdings die Frage gestattet sein, ob für Magath überhaupt ein Spieler unentbehrlich ist, denn wer nicht spurt, der sitzt meist schnell auf der Bank, der Tribüne oder im Flugzeug zum neuen Arbeitgeber.
13. Mainz 05 - Andreas Ivanschitz
Einer der unauffälligsten, aber auch effektivsten Spieler der Liga ist Niko Bungert. Der zentrale Verteidiger hat die besten Zweikampfwerte der Liga (bild.de) lässt man Per Mertesacker mal außer Acht. Dennoch war sein Spiel in dieser Saison häufig fehlerbehaftet, sein Notenschnitt (3,8) alles andere als überragend. Deshalb bekommt ein anderer Spieler den Vorzug. Thomas Tuchel kann derzeit nicht auf Andreas Ivanschitz verzichten. Der kreative und torgefährliche Mittelfeldspieler erzielte vier Tore und gab zwei Vorlagen. Er ist Antreiber und Schaltstation im Mittelfeld, allerdings gilt für Mainz speziell in dieser Spielzeit, der Star ist die Mannschaft. Bei Thomas Tuchel gilt aus taktischen Gründen generell kein Spieler als unverzichtbar. Im Falle Ivanschitz sollte er diese Einstellung überdenken.
14. 1. FC Nürnberg - Philipp Wollscheid
Neben dem Routinier Timmy Simons ist Philipp Wollscheid die Konstante in der Nürnberger Offensive. Der baldige Leverkusener spielt vielleicht nicht mehr so überragend, wie noch in der letzten Spielzeit, aber er ist immer noch bester Zweikämpfer seines Teams und der drittbeste der Liga (bild.de). Lässt man Per Mertesacker, der nur vier Spiele machte, mal raus, ist Wollscheid hinter Niko Bungert sogar die Nummer zwei der Liga. Wollscheid verdrängte Dominic Maroh, machte Andreas Wolf überflüssig und ist derzeit nicht zu ersetzen. Dennoch muss sich Manager Martin Bader schon einmal einen Nachfolger suchen, denn Leverkusen will auch nicht auf Wollscheid verzichten.
15. Hamburger SV - Gökhan Töre
Der Hamburger SV ist in dieser Saison ein schwieriger Kandidat für unverzichtbare Größen. Großartig war die Leistung von den eigentlich als Stützen der Mannschaft eingeplanten Spielern wie Heiko Westermann oder David Jarolim nicht. Auch Jaroslav Drobny startete unsicher und fehlerbehaftet. Der Keeper ist erst seit Kurzem ein Leistungsträger. Mladen Petric verpasste den Aufschwung beim HSV unter Fink verletzungsbedingt fast komplett. So fällt unsere Wahl des Unverzichtbaren momentan auf Gökhan Töre. Seine 6 Torvorlagen haben den HSV langsam aber sicher vom letzten Platz gehievt. Der 19-jährige gebürtige Kölner ist derzeit das Schwungrad der Hamburger Offensive.
16. Kaiserslautern - Christian Tiffert
Untouchable ist bei Kaiserslautern nur das Kollektiv. Im Sturm steckt der Wurm, oder fehlt der Lakic je nach eingenommener Perspektive. Will man einen Spieler herauspicken, dann fällt die Wahl wohl auf einen, den man in der letzten Spielzeit noch ohne Fragezeichen als Schlüsselspieler bezeichnen konnte. Christian Tiffert ist in dieser Spielzeit nicht mehr so präsent, bereitet nicht mehr so viele Treffer vor und schlägt weniger Bälle in den Sechzehner, dennoch ist er eine der weniger Führungspersönlichkeiten und Antreiber im Team von Marco Kurz, der einen Teufel tun wird, auf Tiffert zu verzichten.
17. Freiburg - Papiss Demba Cisse
Papiss Demba Cisse ist die Lebensversicherung des SC Freiburg. Zwar vergibt der Stürmer in dieser Saison mehr Chancen, als man es von ihm gewohnt ist, aber dennoch machte er acht der 19 Treffer des Sportclubs und bereitete drei weitere Treffer vor. Es wird wohl die letzte Saison von Cisse im Breisgau sein, denn ab 15 Millionen Euro ist der Senegalese wohl nicht mehr "untouchable".
18. Augsburg - Simon Jentzsch
Welcher Spieler ist bei Augsburg unverzichtbar? Es muss die Frage erlaubt sein, welcher Spieler überhaupt konstant Erstliganiveau erreicht. Simon Jentzsch hat 252 Bundesligaspiele auf dem Buckel. Gegen Bremen rettete der den Punkt, auch gegen Mainz, Hannover und Lautern spielte er klasse. Derzeit verletzt ist der Keeper dennoch der Einzige, der nachgewiesene Bundesliga-Tauglichkeit im schwachen Augsburger Kader mitbringt.
Michel Massing