Das Orkantief "Niklas" hat ein Verkehrschaos auf Schienen und Straßen in Deutschland ausgelöst und schwere Schäden angerichtet. Fünf Menschen starben, zahlreiche weitere wurden verletzt. Der Sturm, einer der stärksten der vergangenen Jahre, beschädigte Häuser, riss Stromleitungen herunter. In weiten Teilen der Republik kam der Bahnverkehr zum Erliegen. Für Fahrgäste, die unterwegs strandeten, stellte die Bahn am Dienstag in mehreren Städten Übernachtungszüge bereit.
Mit Böen von bis zu 192 Stundenkilometern raste das Orkantief quer von Westen gen Osten. In Rheinland-Pfalz starben zwei Männer, als ein Baum auf ihr Fahrzeug krachte. In Sachsen-Anhalt erschlug eine Mauer einen Mann. Auch in Österreich und der Schweiz gab es zwei Unwettertote. "Niklas" sollte sich in der Nacht abschwächen. In Hessen und Baden-Württemberg begannen am Abend erste Aufräumarbeiten.
Auf der Schiene ging vielerorts nichts mehr. In Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin ruhte der Regionalverkehr teilweise seit dem Morgen ganz. In Deutschlands größtem Bundesland Bayern wurde der Fernverkehr am Nachmittag komplett eingestellt. Anderswo rollten die Züge mit stark gedrosseltem Tempo. "Der Orkan Niklas hat die Bahn mit voller Wucht getroffen", sagte Bahn-Sprecher Achim Stauß. "Wichtig ist, dass wir zum Osterreiseverkehr ab Donnerstag wieder alles in Schuss haben."
Service: Die Bahn hat für ihre Fahrgäste eine kostenpflichtige Hotline eingerichtet: 0180-6 99 66 33.
Auf der Grafik des Deutschen Wetterdienstes sehen Sie, wo der Orkan aktuell am heftigsten tobt.
Die Ereignisse des Tages im Rückblick.
+++ 23.50 Uhr: Noch tagelang Behinderungen bei der Bahn +++
"Die Sturmschäden, vor allem an den Oberleitungen sind so großflächig und erheblich, dass es noch mehrere Tage dauern kann, bis wieder alle Linien bedient werden können", teilt die Deutsche Bahn mit. Auch im Regional- und Fernverkehr werde es am Mittwoch im Raum München noch Zugausfälle geben. Der Münchner Hauptbahnhof wurde geräumt, weil Dachfenster herabzustürzen drohten. Auch Privatbahnen mussten ihre Züge stehenlassen.
+++ 22.01 Uhr: ICE auf freier Strecke evakuiert +++
Wegen Sturmschäden bleibt ein ICE auf freier Strecke zwischen Hamburg und Berlin liegen. Der Zug habe zwischen Reinbek und Schwarzenbek (Kreis Herzogtum Lauenburg) evakuiert werden müssen, sagt ein Sprecher der Bundespolizei. Zuvor war durch eine Sturmböe ein Baum auf die Oberleitung gestürzt. Die Bahnstrecke Hamburg-Berlin wird in beide Richtungen gesperrt. In welche Richtung der ICE unterwegs war und wie viele Menschen im Zug saßen, kann der Sprecher nicht sagen. Bei der Evakuierung sei niemand zu Schaden gekommen.
Wegen der Sperrung müssen weitere Züge gestoppt werden. Ein ICE aus Berlin bleibt in Büchen stehen. In einer Durchsage an die Fahrgäste heißt es: "Alle Fernzüge der Deutschen Bahn sind ab sofort zu Hotelzügen umfunktioniert." Was das für die Reisenden bedeutete, kann eine Bahnsprecherin nicht sagen.
+++ 20.49 Uhr: Bahn stellt Hotelzüge in Hannover und Bremen bereit +++
Die Deutsche Bahn hat in den Bahnhöfen Hannover und Bremen Züge zum Aufenthalt für gestrandete Fahrgäste bereitgestellt. Wie eine Bahn-Sprecherin am Dienstagabend mitteilte, können die Passagiere in den Zügen auch übernachten. Die Fahrgäste werden dabei von Angestellten der Deutschen Bahn betreut. Sturmtief "Niklas" hatte am Dienstag in mehreren Regionen Deutschlands den Bahnverkehr teils komplett lahmgelegt. Die Bahn konnte am Abend noch keine Angaben darüber machen, wann die Züge in Niedersachsen wieder rollen.
+++ 20.05 Uhr: Bahn stellt wichtige Fernverbindungen ein +++
Auf den Strecken Berlin - Hannover, Berlin - Hamburg sowie Berlin - Braunschweig - Kassel hat die Deutsche Bahn den Fernverkehr eingestellt.
+++ 18.24 Uhr: Nahverkehr in NRW rollt schrittweise wieder an +++
Die Deutsche Bahn will den Nahverkehr in Nordrhein-Westfalen am Abend schrittweise wieder anlaufen lassen. Regionalzüge und S-Bahnen sollten nach und nach wieder fahren. Vorerst sei aber noch mit Verspätungen und Zugausfällen zu rechnen. "Wir hoffen, dass wir mit Betriebsbeginn am Mittwoch wieder im Takt sind", sagt eine Bahn-Sprecherin.
+++ 17.51 Uhr: Baum erschlägt zwei Männer +++
Ein umgestürzter Baum in Rheinland-Pfalz erschlägt zwei Menschen. Wie die Polizei mitteilt, ist der Baum bei Montabaur im Westerwald auf ein Dienstfahrzeug der Straßenmeisterei gefallen. Rettungskräfte können die beiden Männer nur noch tot aus dem Wrack auf einer Landstraße bergen. Damit steigt die Zahl der Sturmtoten auf drei.
+++ 17.51 Uhr: Bahn-Regionalverkehr in Niedersachsen eingestellt +++
Die Deutsche Bahn stoppt den Regionalverkehr in Niedersachsen wegen des schweren Sturms komplett. Damit solle die Sicherheit der Fahrgäste gewährleistet werden.
+++17.26 Uhr: Erste Entwarnung im Westen +++
Während Orkantief "Niklas" noch vielerorts tobt, wird in einigen Regionen Entwarnung gegeben. "Im nördlichen Nordrhein-Westfalen werden die Unwetterwarnungen aufgehoben", sagt Meteorologe Lars Kirchhübel vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. "Von Westen her lässt das Ganze nach." "Niklas" ist laut dem DWD einer der stärksten Stürme der vergangenen Jahre. Er soll in der Nacht über den Nord-Osten abziehen. Auch am Mittwoch werde es windig bis stürmig - "das Gröbste ist dann aber vorbei", sagt Kirchhübel.
+++ 17.28 Uhr: Bahnstrecke zwischen Bremen und Hamburg gesperrt +++
In Norddeutschland wird der Sturm zwischen 18 und 20 Uhr seinen Höhepunkt erreichen. "Die Hamburger Morgenpost" twittert, dass die Bahn die Strecke zwischen Hamburg und Bremen gesperrt hat.
+++ 17.11 Uhr: Zahlreiche Windräder abgeschaltet +++
In mehreren Bundesländern sind Windkraftanlagen ausgeschaltet worden. Dadurch werde verhindert, dass zu viel Strom produziert werde, sagte ein Sprecher des überregionalen Stromtrassenbetreibers 50Hertz in Berlin. Seit Montag seien die Verteilnetzbetreiber aufgefordert worden, Windräder vorerst zu stoppen. Das Gebiet von 50Hertz erstreckt sich über Berlin, Hamburg, Brandenburg, Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern.
+++ 17.09 Uhr: Baum stürzt auf Kajakfahrer +++
Ein umstürzender Baum verletzt zwei Kajakfahrer Garmisch-Partenkirchen, einen von ihnen schwer. Nach Polizeiangaben ist eine Gruppe von fünf Kajakfahrern trotz des heftigen Unwetters auf dem Fluss Loisach unterwegs, als gegen Mittag ein Baum von einer Orkanböe geknickt wird und ins Wasser fällt. Genau in dem Moment passieren die Kajakfahrer die Stelle. Zwei Männer im Alter von 19 und 49 Jahren werden getroffen.
+++ 16.55 Uhr: Duisburg gibt Beschäftigten vorzeitig frei +++
Die Stadt Duisburg hat ihre Mitarbeiter sturmbedingt vorzeitig in den Feierabend geschickt. Die Beschäftigten haben ab 15 Uhr ihre Arbeitsplätze verlassen, um ohne weitere Gefahr nach Hause zu kommen, teilt die Stadt mit.
+++ 16.26 Uhr: Münchner Hauptbahnhof evakuiert +++
Der Bayerische Rundfunk berichtet, dass der Hauptbahnhof in München geräumt wird. Wie die Münchner "TZ" schreibt, seien zwischen Gleis 25 und 26 Teile des Glasdaches heruntergefallen und an anderen Stellen Sprünge entdeckt worden. Teile des Dachs könnten abstürzen.
+++ 16.00 Uhr: Stasi-Gedenkstätte wird geschlossen +++
Die Berliner Stasi-Opfer-Gedenkstätte in Hohenschönhausen wird geschlossen. Kleinere Dachteile des früheren Stasi-Dienstsitzes seien durch die Luft geflogen, sagt eine Sprecherin. Verletzt worden sei niemand.
+++ 15.37 Uhr: In Bayern fährt kein Fernzug mehr +++
Die Deutsche Bahn stellt den Fernverkehr in Bayern komplett ein. Zudem komme es im Regionalverkehr zu massiven Einschränkungen, teilt die Bahn mit. Mehrere Verbindungen seien wegen umgestürzter Bäume vorübergehend gesperrt. Im gesamten Regionalverkehr gelten Geschwindigkeitsbegrenzungen, wie es weiter hieß. Die Münchner S-Bahn verkehrt derzeit nur noch auf zwei Linien. Zuvor hatte die Bahn bereits den Nahverkehr in Nordrhein-Westfalen vorübergehend gestoppt. Auch viele Fernzüge im bevölkerungsreichsten Bundesland fielen aus.
Heute morgen twitterte der Twitter-User "TS Palm" ein Bild von einem Nahverkehrszug, der gegen einen umgestürzten Baum gefahren ist. Der Unfall ereignete sich auf der Strecke zwischen Nürnberg und Bayreuth.
+++ 15.35 Uhr: Betonmauer erschlägt Mann in Sachsen-Anhalt +++
In Groß Santersleben nahe Magdeburg in Sachsen-Anhalt ist ein Mann von einer Betonmauer erschlagen worden. Laut Focus-Online hat ein Pressesprecher des Polizeireviers Börde den Unfall bestätigt. Der Hausbesitzer habe wohl versucht, eine bereits lockere Mauer, die als Grundstücksbegrenzung dient, zu sichern, so Albert. Wie Nachbarn berichteten, wurde er dabei von der umstürzenden Mauer begraben.
+++ 15.25 Uhr: S-Bahn-Verkehr im Raum Hannover lahmgelegt +++
Jetzt geht auch bei der S-Bahn im Raum Hannover nichts mehr. Zur Sicherheit der Fahrgäste stellt die Deutsche Bahn komplett ein. Darüber hinaus ist im Regionalverkehr mit Zugausfällen und Verspätungen zu rechnen. Auf der Strecke zwischen Hannover und Bremen kommt es wegen einer Oberleitungsstörung bei Nienburg zu erheblichen Verspätungen. Die Bahn richtet einen Ersatzverkehr ein.
+++ 14.01 Uhr: Bäume stürzen auf Intercity - Fahrgäste eingeschlossen +++
Drei umstürzende Bäume stoppen einen mit rund 350 Passagieren besetzten Intercity bei Osnabrück. Die Bäume seien auf den letzten Waggon des Zuges gestürzt, teilt die Bundespolizei mit. Es sei niemand verletzt worden. Der Zug, der auf der Fahrt von Köln nach Bremen gewesen sei, sei nicht aus dem Gleis gesprungen. Der IC sollte am Nachmittag zurück in den Osnabrücker Hauptbahnhof gezogen werden, wo die Reisenden in andere Züge umsteigen sollt.
+++ 12.57 Uhr: Pendler und Reisende sitzen fest +++
Tausende Reisende und Pendler sitzen an den Bahnhöfen in Nordrhein-Westfalen unter anderem in Düsseldorf, Bielefeld, Dortmund und Köln fest. Der Nahverkehr der Bahn ist komplett eingestellt. Lange Schlangen bilden sich vor den Schaltern und den Abfahrtstafeln. Bahnreisende reagieren teils verärgert, teils aber auch verständnisvoll auf die Entscheidung der Deutschen Bahn, keine Züge mehr fahren zu lassen.
+++12.43 Uhr: Inselfähren fallen zum Teil aus +++
In Niedersachsen wird der Fährverkehr zu den ostfriesischen Inseln durcheinandergewirbelt. Schiffe fallen aus, in manchen Fällen verschieben sich die Abfahrtszeiten. In der Nacht zum Mittwoch wird zwischen Emden und Cuxhaven mit einer leichten Sturmflut gerechnet. Der höchste Wert soll in Emden mit 1,75 Metern über dem mittleren Tidehochwasser liegen, sagt der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) voraus.
+++ 12.35 Uhr: Hamburger Dom bleibt dicht +++
Wegen des Sturmtiefs "Niklas" bleibt der Hamburger Dom am Dienstag geschlossen. Grund sei die Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes, teilte die Wirtschaftsbehörde mit. Besucher der Kirmes und Schausteller müssten geschützt werden.
+++ 12.04 Uhr: Bundesligisten verlegen Training +++
Das Sturmtief "Niklas" wirbelt auch die Trainingspläne einiger Fußball-Bundesligisten durcheinander. Aufgrund des Unwetters verlegen der FC Schalke 04, Bayer Leverkusen und der SC Paderborn ihre Trainingseinheiten kurzerhand unter das Hallendach. "Die erste von zwei geplanten Einheiten fand wegen des Wetters und der Platzsituation im Kraftraum statt", sagt ein Sprecher des FC Schalke 04. In Leverkusen bestellt Bayer-Coach Roger Schmidt seine Spieler zunächst zum Athletiktraining in die Halle.
+++ 11.41 Uhr: Eingeschränkter Zugverkehr in ganz Deutschland +++
Es gibt erhebliche Probleme für Bahnreisende. Wegen der Auswirkungen des Unwetters sei im Fernverkehr aktuell in Niedersachsen, in Teilen Mecklenburg-Vorpommerns, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg mit erheblichen Verspätungen sowie Zugausfällen zu rechnen, teilt die Deutsche Bahn auf ihrer Internetseite mit.
+++ 11.22 Uhr: "Niklas" legt Bahnverkehr im Westen lahm +++
Die Deutsche Bahn stellt den Zugverkehr in Nordrhein-Westfalen wegen des Sturmtiefs "Niklas" komplett ein. Ab etwa 11.00 Uhr werde kein Zug mehr fahren, teilt das Unternehmen am Dienstag mit. In den Niederlanden kommt es ebenfalls zu erheblichen Behinderungen im Flug- und Schiffsverkehr.
+++ 10.36 Uhr: Überschwemmungsgefahr im Schwarzwald und im Allgäu +++
Der Deutsche Wetterdienst warnt vor Orkanböen in vielen Teilen Deutschlands und ergiebigem Dauerregen mit Überschwemmungsgefahr im Schwarzwald und im Allgäu. "Niklas" werde im Tagesverlauf weite Teile Deutschlands erfassen, teilen die Meteorologen mit. In den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen ist mit Orkanböen bis zu 140 Stundenkilometern zu rechnen, auf exponierten Alpen-Gipfeln auch mit extremen Orkanböen von mehr als 140 Stundenkilometern.
+++ 8.59 Uhr: "Niklas" erreicht Deutschland +++
"Niklas" erreicht den Westen Deutschlands und soll im Laufe des Tages über das ganze Land fegen. Auf der Nordseeinsel Helgoland registriert der Deutsche Wetterdienst bereits die ersten Sturmböen. Auch in Nordrhein-Westfalen werden Windgeschwindigkeiten von bis zu 99 Stundenkilometern gemessen.