1970
19. März: Die seit 1966 andauernden Bemühungen um einen innerdeutschen Dialog führen zum ersten gesamtdeutschen Treffen zwischen Bundeskanzler Brandt und dem Vorsitzenden des DDR-Ministerrates, Willi Stoph, in Erfurt.
14. Mai: Der im Berliner Zuchthaus Tegel inhaftierte Kaufhausbrandstifter Andreas Baader wird durch einen Überfall aus der Haft befreit.
19. Juni: Nach Zustimmung des Bundesrates kann ein Gesetzesentwurf in Kraft treten, der vorsieht, dass Bundesbürger künftig mit 18 Jahren aktiv wählen und mit 21 Jahren gewählt werden dürfen.
12. August: Deutschland und die Sowjetunion ratifizieren in Moskau einen Gewaltverzichtsvertrag, den »Moskauer Vertrag«. Die Oder-Neiße-Linie wird als polnische Westgrenze anerkannt.
7. Dezember: Die BRD und Polen unterzeichnen in Warschau einen Grundlagenvertrag über die Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden Ländern. Brandt kniet am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus nieder.
1971
3. Mai: Walter Ulbricht tritt aus Altersgründen als Erster Sekretär des ZK der SED zurück. Erich Honecker wird zu seinem Nachfolger gewählt.
3. September: Die USA, UdSSR, Großbritannien und Frankreich unterzeichnen in Berlin das Viermächteabkommen, das die Verantwortlichkeit der vier Mächte bezüglich Berlins unter Wahrung ihrer unterschiedlichen Rechtspositionen bestätigt.
3. Dezember: Nachdem Indien militärisch in den innerpakistanischen Konflikt eingegriffen hat, scheidet Ost-Pakistan aus dem Staatsverband aus. Als neuer Staat wird Bangladesch proklamiert.
10. Dezember: Willy Brandt erhält für seine Bemühungen um die Entspannung des Ost-West-Verhältnisses den Friedensnobelpreis.
1972
21. Februar: Richard Nixon trifft als erster amerikanischer Präsident zum Staatsbesuch in China ein. Beim »Gipfel des Jahrhunderts« trifft er den Parteivorsitzenden der KP Chinas, Mao Tse-tung.
27. April: Das erstmals in der Geschichte der BRD gestellte konstruktive Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Willy Brandt scheitert.
2. Juni: Die mutmaßlichen Terroristen und führenden Mitglieder der so genannten RAF, Andreas Baader, Holger Meins, Jan-Carl Raspe, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof werden verhaftet.
5. September: Eine arabische Terrororganisation mit Namen Schwarzer September verübt ein Attentat auf die israelische Olympiamannschaft in München. Mit der Aktion wollen sie arabische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freipressen.
1973
24. Januar: Nach Einstellung der amerikanischen Kampfhandlungen gegen Nordvietnam unterzeichnen Hanoi und Washington ein Waffenstillstandsabkommen in Paris. Das Abkommen sieht den Abzug der US-Soldaten innerhalb von 60 Tagen aus Vietnam vor.
7. Juni: Zum ersten offiziellen Besuch eines deutschen Regierungschefs trifft Willy Brandt in Israel zu Gesprächen mit Ministerpräsidentin Golda Meir ein .
21. Juni: Der Grundlagenvertrag mit der DDR tritt in Kraft.
11. September: Eine Militärjunta putscht in Chile und ermordet mit Salvador Allende den ersten frei gewählten marxistischen Staatschef der Welt.
18. September: Die BRD und die DDR werden in die Vereinten Nationen aufgenommen.
6. Oktober: Am Yom Kippur, dem Versöhnungsfest und höchsten jüdischen Feiertag, erfolgt ein Überraschungsangriff aus Ägypten und Syrien auf Israel. Am 25. Oktober wird ein Waffenstillstand vereinbart. Die Golan-Höhen hält Israel besetzt.
1974
13. Februar: Der einen Tag zuvor verhaftete Literaturnobelpreisträger Alexander Solschenizyn wird wegen seiner anhaltenden Kritik an der Sowjetunion des Landes verwiesen.
25. April: Ein Militärputsch in Portugal setzt der Diktatur ein Ende. Eine Militärjunta übernimmt die Führung des Landes. Das Reformprogramm der »Nelkenrevolution« sieht freie Wahlen und eine demokratische Verfassung vor.
6. Mai: Nachdem Kanzlerreferent Günter Guillaume als Spion enttarnt wurde, zieht Brandt die Konsequenzen und reicht seinen Rücktritt ein. Helmut Schmidt (SPD) wird zu seinem Nachfolger gewählt:
8. August: Richard Nixon, der 37. Präsident der USA, stürzt über den so genannten »Watergate-Skandal«. Sein Nachfolger im Amt wird Gerald Ford.
11. November: Aus Rache für den Hungertod von Holger Meins erschießen RAF-Terroristen den Berliner Kammergerichtspräsidenten Günter von Drenkmann.
1975
5. März: Die »Bewegung 2. Juni« entführt den Berliner CDU-Politiker Peter Lorenz und erzwingt die Freilassung mehrerer inhaftierter Anarchisten. Sie werden nach Südjemen geflogen. Lorenz wird einer Woche nach der Entführung freigelassen.
17. April: Die Roten Khmer erobern die kambodschanische Hauptstadt Phnom Penh und rufen die Volksrepublik aus, während der Bürgerkrieg weitergeht.
24. April: Terroristen des »Kommandos Holger Meins« überfallen die deutsche Botschaft in Stockholm, um Häftlinge der Baader-Meinhof-Gruppe freizupressen.
1. August: In Helsinki treffen sich Staats- und Regierungschefs aus 35 Ländern Europas und Nordamerikas, um die Charta der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) zu unterzeichnen, die das friedliche Zusammenleben von Staaten unterschiedlicher Gesellschaftsordnung regelt.
22. November: Prinz Juan Carlos von Bourbon wird zum König von Spanien ausgerufen, nachdem der seit 1939 uneingeschränkt herrschende General Franco im Alter von 82 Jahren stirbt.
1976
9. Mai: Die Mitbegründerin der Baader-Meinhof-Gruppe und der daraus entstandenen Rote Armee Fraktion, Ulrike Meinhof, erhängt sich in ihrer Gefängniszelle in Stuttgart-Stammheim.
24. Juni: Die Vietnamesische Nationalversammlung proklamiert die Wiedervereinigung Nord- und Südvietnams. Hauptstadt wird Hanoi.
9. September: In Peking stirbt Mao Tse-tung im Alter von 83 Jahren. Mit seinem Namen auf das engste verbunden ist die »Große Proletarische Kulturrevolution«.
6. Oktober: Der Machtkampf um Maos Nachfolge ist entbrannt. Seine Witwe Tschiang Tsching und drei Spitzenfunktionäre der KP Chinas (»die Viererbande«) werden verhaftet. Neuer Parteivorsitzender wird Hua Kuofeng.
1977
1. Januar: Tschechoslowakische Intellektuelle veröffentlichen die Charta 77, in der u.a. die Einhaltung der Menschenrechte in der CSSR gefordert wird. Zu den Unterzeichnern gehören auch Vaclav Havel und Pavel Kohout.
7. April: Das »Kommando Ulrike Meinhof« erschießt Generalbundesanwalt Siegfried Buback und zwei seiner Begleiter in Karlsruhe.
30. Juli: Bei einem Entführungsversuch wird der Vorstandssprecher der Dresdner Bank, Jürgen Ponto, in seinem Haus in Oberursel erschossen.
5. September: Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer wird in Köln von der Roten-Armee-Fraktion entführt; die Freilassung inhaftierter Terroristen soll erpresst werden.
18. Oktober: Die deutsche Spezialeinheit GSG 9 stürmt in Mogadischu eine von Palästinensern entführte Lufthansa-Maschine mit 86 Passagieren an Bord. Die RAF-Terroristen Baader, Raspe und Ensslin begehen daraufhin in ihren Zellen Selbstmord. Arbeitgeberpräsident Hans-Martin Schleyer wird in Mülhausen ermordet aufgefunden.
1978
9. Mai: In Rom wird der von den Roten Brigaden entführte Präsident der Democracia Christiana und frühere Ministerpräsident, Aldo Moro, tot in einem Wagen aufgefunden.
26. Juli: In einer Londoner Klinik wird das erste außerhalb des Körpers gezeugte Baby der Welt geboren.
17. September: Auf dem Landsitz des amerikanischen Präsidenten in Camp David wird eine Rahmenvereinbarung zwischen Israel und Ägypten geschlossen, die den Frieden im Nahen Osten fördern soll.
16. Oktober: Der polnische Kardinal Karel Wojtyla wird nach dem überraschenden Tod seines Vorgängers als Johannes Paul II. zum neuen Papst gewählt. Er ist der erste nichtitalienische Papst seit 1523.
1979
1. Februar: Der iranische Schiitenführer Ayatollah Khomeini kehrt aus dem französischen Exil zurück. Ende März entscheiden sich die Iraner in einer Volksabstimmung für die Staatsform der »Islamischen Republik«.
28. März: Im Kernkraftwerk Three Mile Island bei Harrisburg im US-Bundestaat Pennsylvania ereignet sich der bisher schwerste Störfall in der Geschichte der friedlichen Nutzung der Kernenergie.
10. Juni: In der Bundesrepublik findet die erste Direktwahl zum Europäischen Parlament statt.
15. Juni: In Wien unterzeichnen der Präsident der USA, Jimmy Carter, und der Generalsekretär der KPdSU, Leonid Breschnew, das SALT-II-Abkommen über die Begrenzung strategischer Waffen.
7. Oktober: Bei den Wahlen zur Bremer Bürgerschaft gelingt der ersten Grünen Liste der Einzug in ein Landesparlament. Sie gewinnen vier Mandate.
12. Dezember: Die NATO verabschiedet in Brüssel den Doppelbeschluss über die Stationierung von Mittelstreckenraketen in »ausgewählten Ländern«, um den vermeintlichen Rüstungsvorsprung der UdSSR aufzuholen.
26. Dezember: Mit Luftlandeeinheiten und Panzerkolonnen marschiert die Sowjet-Armee in Afghanistan ein. Der erbitterte Widerstand der Rebellen entwickelt sich zu einem zehnjährigen Guerilla-Krieg im Landesinnern.